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vorheriger Bericht zurück zur Liste nächster Bericht10. Januar 2023
Gemeinde mietet Pfarrhaus für Geflüchtete
Die Gemeinde Bergdietikon muss mehr Asyl- und Schutzsuchende unterbringen, um die Aufnahmepflicht zu erfüllen. Das Pfarrhaus wird bald temporär von Geflüchteten bewohnt.
Die Gemeinde Bergdietikon hat das Pfarrhaus der reformierten Kirche gemietet, um darin zusätzliche Plätze für Asyl- und Schutzsuchende zu schaffen. Wie der Gemeinderat in einer amtlichen Publikation ausführt, soll die Wohnung im Verlauf des Januars oder Februars bezugsbereit sein. Aktuell helfe die Abteilung öffentliche Liegenschaften unter der Leitung von Christoph Kuhn beim Einrichten. Dafür ist die Gemeinde noch auf der Suche nach intakten Möbeln, die gratis oder günstig abgegeben werden. Interessierte können sich bei melden.
Das Pfarrhaus stehe aktuell leer, weil die reformierte Kirchgemeinde auf der Suche nach einer neuen Pfarrperson ist, erklärt Gemeindeschreiberin Jenny Jaun auf Anfrage. Nach 13 Jahren als Pfarrer hatte Emanuel Memminger sich im Sommer 2022 aus Bergdietikon verabschiedet. Entsprechend ist die Unterbringung von Geflüchteten eine temporäre Massnahme: «Sobald die Kirche eine Person gefunden hat und diese im Pfarrhaus leben möchte, werden wir eine neue Unterbringungsmöglichkeit suchen müssen», so Jaun. Dafür sei mit der reformierten Kirche eine angemessene Kündigungsfrist vereinbart worden.
Kirchgemeinde freut sich über gute Lösung für alle
«Das ist eine gute Sache. Wir sind froh, dass wir auch etwas beitragen können», sagt Marcel Wittwer, Präsident der reformierten Kirchenpflege Bergdietikon. Nachdem Pfarrer Memminger Bergdietikon verlassen hatte, sei eine mögliche Zwischennutzung für Geflüchtete schon im vergangenen Sommer ein Thema gewesen. Aber wegen vieler anderer wichtiger Dinge sei die Idee nicht aktiv verfolgt worden. «Als die Gemeinde auf uns zukam, haben wir nicht lange gezögert», sagt er. Für die reformierte Kirchgemeinde sei die flexible Mietdauer besonders wichtig. So könne sie bei der Suche nach einer neuen Pfarrperson auch kurzfristig auf neue Umstände reagieren. «Es kann auch sein, dass der oder die Neue nicht auf die Wohnung besteht», so Wittwer.Mit der Wohnungsmiete im Pfarrhaus komme die Gemeinde der Aufforderung des Kantons Aargau nach, mehr Unterkunftskapazitäten für Geflüchtete zu schaffen, schreibt der Gemeinderat. Voraussichtlich sechs Personen sollen künftig im Pfarrhaus leben, ergänzt Jaun: «Genaue Angaben hat uns der Kanton noch nicht geliefert.» Laut der Gemeindeschreiberin wohnen aktuell 21 geflüchtete Menschen in Bergdietikon – zehn Personen in den Asylunterkünften der Gemeinde am Schulweg, vier Personen in privaten Unterkünften und sieben Personen in einer Mietwohnung.
Gemeinde setzt auf Bevölkerung
Allerdings reicht die Wohnung im Pfarrhaus noch nicht aus, um die vom Kanton vorgegebene Aufnahmepflicht zu erfüllen. Gemäss dem gesetzlich definierten Verteilschlüssel muss Bergdietikon nach aktuellem Stand 31 Personen aufnehmen. «Da noch mehr Flüchtlinge erwartet werden oder die Mietverträge teils befristet sind, ist der Gemeinderat weiterhin auf der Suche nach geeignetem Wohnraum», heisst es weiter in der amtlichen Publikation.Dabei sei die Gemeinde auch auf die Hilfe von Privaten angewiesen. Deshalb ruft der Gemeinderat Bergdietikerinnen und Bergdietiker dazu auf, sich zu melden, wenn sie Kenntnis haben von leeren Studios beziehungsweise Einliegerwohnungen, die geflüchteten Personen zur Verfügung gestellt oder von der Gemeinde angemietet werden können. Entsprechende Tipps können an gemeldet werden.
«Wir sind sicher, dass wir mit den unternommenen Bemühungen in den kommenden Wochen genügend Unterbringungsmöglichkeiten schaffen können», zeigt sich die Gemeindeschreiberin optimistisch. Bis Ende Februar habe Bergdietikon Zeit, um die Aufnahmepflicht zu erfüllen. Das hat der Kanton Aargau per Zuweisungsverfügung vorgeschrieben. Kann eine Gemeinde ihre Aufnahmepflicht zum Stichtag nicht erfüllen, muss sie als Ausgleich eine Kostenpauschale von 90 Franken pro Person und Tag bezahlen.
Limmattaler Zeitung vom 7. Januar 2023 (Text: Florian Schmitz, Bild: Lydia Lippuner)