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27. März 2024

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Bei ihm kann man auch nachts klingeln

Marko Thomas Goldin ist neuer reformierter Pfarrer von Bergdietikon. Die Kinder- und Jugendarbeit liegt ihm sehr am Herzen.

Seit dem 1. März hat Bergdietikon mit Marko Thomas Goldin einen neuen reformierten Pfarrer. Sein Amt will dieser mit Engagement und Freude ausführen. Die Voraussetzungen dafür stehen gut: «Ich bin ein sehr herzlicher, kommunikativer und offener Mann und gehe vieles mit Humor an», sagt er. Trotz seiner Berufung für das Pfarramt findet Goldin auch noch Zeit für anderes: Er bezeichnet sich selbst als leidenschaftlichen Hobbyfotografen, geht gerne Windsurfen und liebt es, Zeit in der Natur zu verbringen.

Für den Antritt des Pfarramts in Bergdietikon ist Goldin extra von Deutschland in die Schweiz gezogen. Aber nicht zum ersten Mal: Im Jahr 2012 hat Goldin bereits während mehrerer Monate eine Vertretungsstelle als Pfarrer im Toggenburg übernommen. «Ich mag und schätze die Schweizer Mentalität sehr», sagt er. Die Kirche in Bergdietikon mit ihrer naturnahen Umgebung habe es ihm sofort angetan. Darüber hinaus gefalle ihm auch die Autonomie der Kirchgemeinde, die hier im Vergleich zu Deutschland viel stärker ausgeprägt sei.

Ausschlaggebend für seine Entscheidung, die Stelle in Bergdietikon anzunehmen, war aber die menschliche Komponente. «Am wichtigsten sind für mich immer die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Der Umgang war von Anfang an sehr herzlich und freundlich, das hat mich angesprochen», sagt Goldin. Nachdem sich die Kirchenpflege bereits im vergangenen Sommer für den neuen Pfarrer entschieden hatte, wurde dieser an der Kirchgemeindeversammlung vom 12. November offiziell gewählt. Damit endete die Pfarrvakanz, die mit der Verabschiedung von Pfarrer Emanuel Memminger im Sommer 2022 entstanden ist.

Jahrelang unterwegs als Notfallseelsorger

Seinen ersten Monat in Bergdietikon hat Goldin als sehr spannend und vielseitig erlebt. «Ich hatte schon einige tolle Begegnungen und Gespräche, habe bereits drei Gottesdienste durchgeführt sowie ein paar Veranstaltungen im Dorf wie den Trachte-Zmorge besucht», sagt er. Bei jeder Gelegenheit geht er auf die Menschen zu und stellt sich als neuer Pfarrer vor – mit dem Ziel, möglichst schnell Anschluss zu finden.

Einige Mitglieder seiner Kirchgemeinde hat Goldin auch bereits besser kennengelernt, zum Beispiel in ausführlichen Seelsorgegesprächen. Neben seiner Tätigkeit als Pfarrer hat er auch über eine längere Zeit als Personalmanager und Gruppenleiter in einer Einrichtung für psychisch und physisch beeinträchtigte Menschen gearbeitet und war viele Jahre lang ehrenamtlich als Notfallseelsorger unterwegs. «Durch diese Erfahrungen bringe ich sehr viel Verständnis und Empathie für Menschen aus unterschiedlichsten Verhältnissen auf», sagt er. So habe er unter anderem schon mit Obdachlosen oder Strafgefangenen zu tun gehabt.

Sein oberstes Anliegen ist stets, die Menschen bestmöglich zu unterstützen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Diese Aufgabe nimmt er sehr ernst: «Ich würde auch jemanden bei mir hereinlassen, der mitten in der Nacht an der Tür klingelt», sagt Goldin. Per 1. März ist er im Pfarrhaus in Bergdietikon eingezogen, wo noch 2023 mehrere ukrainische Geflüchtete unterkamen. Von Beginn an war jedoch klar, dass die Kirche den Wohnraum nur während der Pfarrvakanz zur Verfügung stellt. «Ich habe trotzdem kurz mit mir gerungen, aber die Gemeinde wurde frühzeitig informiert und hatte so glücklicherweise genügend Zeit, eine alternative Unterkunft zu finden», sagt Goldin.

Im Unterricht setzt er auf Humor und Persönliches

In seiner Arbeit als Pfarrer liegt ihm auch die Kinder- und Jugendarbeit sehr am Herzen. «Ich selbst habe in meiner frühen Kindheit durch das Elternhaus, aber auch durch die engagierte Kirchgemeinde zum Glauben gefunden», sagt Goldin. Die Kirche sei für ihn immer ein Schutzraum gewesen. Dieses Gefühl will er auch anderen Kindern und Jugendlichen vermitteln. «Das ist mitunter ein Grund dafür, dass ich damals mein Theologiestudium gemacht habe und Pfarrer werden wollte», sagt er.

Im Religionsunterricht, den Goldin an der Schule Bergdietikon gibt, versucht er deshalb, mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen und sie mit seiner humorvollen Art persönlich abzuholen. «Mittels Frontalunterricht findet meiner Ansicht nach kein Kind zu Gott», sagt er.

Goldin knüpft stattdessen an den Erfahrungen der Kinder an und baut diese mit kindergerechten Bibelgeschichten in den Unterricht ein. «Es gibt viele elementare Themen, wie sich streiten und wieder versöhnen, die sowohl in der Bibel als auch im Leben der Kinder und Jugendlichen vorkommen», sagt der Pfarrer.

Auf diese Weise ermutigt er die Schüler, auch mal das Beten auszuprobieren, wenn sie Angst haben, sich alleine fühlen oder nicht weiterwissen. «Um den Zugang zur jungen Generation zu finden, hilft es auch, sich von einer anderen Seite zu zeigen und sie beispielsweise mal im Tischtennis zu besiegen», sagt Goldin.

Limmattaler Zeitung vom 27. März 2024 (Text: Muriel Daasch, Bild: Severin Bigler)

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