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8. Mai 2023

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Als der Heimatschein als Ausweis diente

Ein 1784 ausgestellter Heimatschein ermöglicht im Dietiker Ortsmuseum Einblicke in die Zeit, und Bergdietikon zur damaligen Grafschaft Baden gehörten. Der Schein geht auf einen gewissern Heinrich Peyer zurück, der auf dem Dietiker Berg im Bernold lebte.

Bis 1798 gehörten Dietikon und Bergdietikon zur damaligen Grafschaft Baden. Um 1803 wurden die beiden Gemeinden aber im Rahmen der napoleonischen Neuordnung der Schweiz endgültig politisch voneinander getrennt. Dabei wurde Dietikon dem Kanton Zürich zugeschlagen, während Bergdietikon zum Kanton Aargau kam (Geschichte).

Die Grafschaft Baden war eine sogenannte Gemeine Herrschaft, die seit 1415 von den acht eidgenössischen Ständen gemeinsam verwaltet wurde. Diese stellten im Turnus von je zwei Jahren abwechselnd einen Landvogt als Statthalter der Grafschaft Baden. Der Landvogt nahm Sitz im Landvogteischloss in der Stadt Baden, in dem sich heute das Historische Museum Baden befindet.

Vom Landvogteischloss aus verwaltete der Landvogt die Grafschaft Baden und ihre in elf sogenannte Ämter eingeteilten Bezirke; eines davon war das damalige Amt Dietikon. Zu den wichtigsten Aufgaben des Badener Landvogtes zählten die Besteuerung dieser Ämter, die Instandhaltung der Landstrassen, die Oberaufsicht über die Wälder und die Rechtsprechung.

Der Landvogt von Baden hielt in seiner Residenz aber auch Audienzen ab, womit er dem Volk immerhin die Möglichkeit bot, sich beispielsweise mit einem Bittgesuch direkt an ihn wenden zu können. Von einer solchen Audienz beim Badener Landvogt zeugt der vorliegende Heimatschein aus dem Bestand des Ortsmuseums Dietikon vom 18. Juni 1784.

Das Dokument war nötig für eine Reise nach Basel

Der Heimatschein von 1784 kam folgendermassen zustande: Ein gewisser Heinrich Peyer, der auf dem Dietiker Berg im Bernold lebte, begab sich nach Baden ins Landvogteischloss. Dort wurde er vom amtierenden Landvogt Friedrich Wilhelm Bondeli – Mitglied einer alten und sehr angesehenen Patrizierfamilie aus Bern – empfangen und angehört.

Dem Wortlaut dieses historischen Dokuments zufolge hat Heinrich Peyer dem Landvogt «in aller Unterthänigkeit zu vernehmen gegeben», dass er für einige Zeit nach Basel verreisen wolle. Der Grund dafür ist leider unbekannt. Jedenfalls benötigte er für dieses Unternehmen einen gültigen Heimatschein, der ihn als Bürger der Berggemeinde ob Dietikon auswies. Der Begriff Berggemeinde ob Dietikon wurde damals schon verwendet, obwohl Bergdietikon noch keine eigenständige politische Gemeinde war. Auch dies zeigt der Heimatschein.

Nach Rücksprache mit den dortigen Behörden – so heisst es weiter – habe Landvogt Bondeli keine Bedenken gehabt, Peyers Bitte zu entsprechen und einen solchen Heimatschein für ihn auszustellen. Das entsprechende Dokument sollte Peyer somit als eine Art Garantieschein für seinen sozialen Stand als Bürger mit Wohnsitz in der Berggemeinde ob Dietikon dienen.

Heute ist es die Identitätskarte, welche uns ausweist; im 18. Jahrhundert gab es das so noch nicht. Gültigkeit erlangte Peyers Heimatschein schliesslich, indem er mit dem landvögtlichen Siegel versehen wurde. Dieses deutet das Familienwappen der Bondeli an: ein blaues Ankerkreuz über einer silbernen Bondelle (lachsartiger Fisch, heimisch im Neuenburger- und Bielersee).

Der landvögtliche Heimatschein von Heinrich Peyer von 1784 ist eine der wenigen und gleichzeitig schönsten Handschriften aus dem Ortsmuseum Dietikon, welche noch aus der Zeit vor der Französischen Revolution und dem Umsturz der alten Ordnung stammt. Damit erzählt diese gesiegelte Urkunde ein besonders interessantes Stück Limmattaler Geschichte.

Limmattaler Zeitung vom 4. Mai 2023 (Text vom Dietiker Historiker Sven Wahrenberger, Bild: zvg/Ortsmuseum Dietikon)

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