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vorheriger Bericht zurück zur Liste nächster Bericht21. Mai 2022
Es regt sich Widerstand gegen den Strassenausbau ob Dietikon
Gegen das Strassenprojekt K412 in Bergdietikon und Rudolfstetten sind mehrere Einwendungen eingegangen. Zudem haben 24 Dietiker Parlamentarier einen Fragekatalog eingereicht – sie fürchten sich vor mehr Verkehr.
Geht es um Verkehr, schlagen sich Kerstin Camenisch (SP) und Markus Erni (SVP) im Dietiker Parlament normalerweise die Köpfe ein – im übertragenen Sinne, versteht sich. Aber nun haben die beiden zusammen einen verkehrspolitischen Vorstoss unterschrieben. Er befasst sich mit der geplanten Sanierung der Aargauer Kantonsstrasse K412, die von Widen über Rudolfstetten nach Bergdietikon führt. Aktuell geht man davon aus, dass die Bauarbeiten 2024 starten werden. Im Zuge der Sanierung soll die Strasse breiter werden. Und in der engen Kurve oberhalb des Bergdietiker Ortsteils , wo heute Tempo 40 gilt, soll zukünftig Tempo 80 gelten. Die Pläne sorgen im Dietiker Parlament für Fragezeichen. Denn letztlich führt die K412 nach Dietikon, wo sie als zur Ochsenkreuzung verläuft.
Im Vorstoss, der nun im Dietiker Parlament eingereicht wurde, heisst es: «Eine breitere und schnellere Strasse lädt dazu ein, mehr benutzt zu werden. Darum besteht die Befürchtung, dass die Strasse als Schleichweg vom Reusstal ins Limmattal benutzt wird. So würde die Ochsenkreuzung mit Autos verstopft und als Folge würden die Fahrer noch längere Staus in der Steinmürlistrasse, der Oberdorf- und der Bremgartnerstrasse verursachen.»
Parlament will, dass BD-Bahn vor K412 ausgebaut wird
Die Dietiker Parlamentarier wollen nun vom Stadtrat wissen, ob er vom Aargau über das Strassenbauprojekt informiert und in die Planung involviert wurde. Zudem fragen sie, ob eine Koordination zwischen dem Aargau und dem Kanton Zürich stattfinde. «Falls ja, unterstützt der Kanton Zürich die Interessen der Stadt Dietikon?» Beim erwähnten parlamentarischen Vorstoss handelt es sich um eine Interpellation. Sie stammt aus der Feder von Gabriele Olivieri (Mitte). Neben ihm, SP-Camenisch und SVP-Erni haben die Interpellation zahlreiche weitere Parlamentsmitglieder unterschrieben. Total sind es je fünf von der Mitte, der SP und der SVP, je drei von den Grünen und den Grünliberalen und zwei von der FDP sowie eine von der EVP. Summa summarum macht das 24 Politiker. Das ist eine Zweidrittelmehrheit des 36-köpfigen Parlaments.Sie macht sich Sorgen, weil in Dietikon auch der Ausbau der BremgartenDietikon-Bahn (BDB) auf Doppelspur geplant ist. Er soll von 2023 bis 2025 dauern, derweil 2024 der Ausbau der K412 beginnen soll. Das Parlament will einen anderen Zeitplan. «Kann sichergestellt werden, dass die Arbeiten zum Doppelspurausbau vor dem Ausbau der K412 abgeschlossen sind, so dass kein Ausweichverkehr über die K412 entstehen kann?», lautet eine Frage in der Interpellation. Und falls sich dieser Wunsch nicht erfüllt: «Werden Massnahmen geplant, um zu verhindern, dass der motorisierte Individualverkehr die Doppelspur-Baustelle über die K412 umfährt?»
Sorgen macht man sich vor allem wegen der Steinmürlistrasse
Auch ein altes Thema flammt mit Gabriele Olivieris Interpellation neu auf. Es geht um die stark verkehrsbelastete . Für viele aus dem Aargauer Reusstal ist sie die direkte Route ins Shoppingparadies Spreitenbach. Schon 2014 in der Mobilitätsstrategie hielt der Dietiker Stadtrat fest, dass die Strasse «gemäss den Prognosen auch 2030 noch quartierfremden Verkehr aufweisen» werde. Nur die alte Idee einer Südwestumfahrung von Dietikon würde die Anwohner erlösen. Doch das bleibt unrealistisch, denn die Umfahrung würde das Strassenangebot vergrössern. Das könnte für noch mehr Verkehr im Limmattal sorgen. Im städtischen Gesamtverkehrskonzept von 2016 steht aber, dass zu verhindern sei, dass die Steinmürlistrasse noch attraktiver wird. Am Dietiker Stadtrand soll deshalb «eine lichtsignalgesteuerte Dosierung mit Busbevorzugung eingerichtet werden, damit die Verkehrsbeziehung zwischen Bergdietikon und Spreitenbach nicht weiter gefördert wird und der Verkehrszufluss bei Bedarf gesteuert werden kann». Olivieri und seine 23 Mitunterzeichner wollen nun wissen, ob diese Massnahme realisiert werden kann, bevor die K412 fertig saniert und ausgebaut ist. «Kann der Stadtrat mit Bergdietikon zusammenarbeiten und eine für beide Orte zufriedenstellende Lösung finden?», fragen sie. Sobald Gabriele Olivieri seine Interpellation im Parlament mündlich begründet hat, hat der Stadtrat drei Monate Zeit, um sie schriftlich zu beantworten.Auch aus Widen gibt es Kritik am Projekt
Das K412-Projekt hat nicht nur in der Politik, sondern auch in der Bevölkerung und bei Verwaltungsangestellten für Aufruhr gesorgt, nachdem die «Limmattaler Zeitung» darüber berichtet hat. Das zeigen nicht zuletzt die Einwendungen, die gegen das Projekt eingegangen sind. Zur Erinnerung: Es lag vom 21. März bis zum 20. April in den Gemeindeverwaltungen von Rudolfstetten und Bergdietikon auf. Die «Limmattaler Zeitung» weiss, dass in beiden Gemeinden mehrere Einwendungen eingegangen sind. Die zuständige Unterabteilung Strassenunterhalt der Abteilung Tiefbau des Aargauer Departements Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) gibt zurzeit auf Anfrage keine Details zu den Einsprachen, dies «aufgrund des laufenden Verfahrens».Eines liegt aber auf der Hand: Die Mehrheit der Einwendungen dürfte in Bergdietikon eingegangen sein, das wie Dietikon von einer Verkehrszunahme stark betroffen wäre. Zudem stellt sich die Frage, ob alle Einwender tatsächlich einwendungsberechtigt sind. So stammt beispielsweise eine Einwendung von einer Person aus Widen, wie diese kürzlich gegenüber der «Aargauer Zeitung» offenbarte. Der Mann fürchtet sich vor mehr Verkehr. Zudem sei der Ausbau gefährlich. Denn: «Eine ausgebaute Strecke lädt zum Rasen ein. Es wird sich unter Autofreunden herumsprechen, dass hier eine rassige Bergstrecke entstanden ist.» Widen ist von den beiden kürzlich aufgelegenen Teilprojekten allerdings nicht direkt betroffen. Der aktuell zur Debatte stehende Abschnitt beginnt in Rudolfstetten und endet unterhalb des Bergdietiker Weilers Gwinden. Das Teilprojekt Widen wird erst später angegangen.
Neu über einen Meter breiter und vor allem nicht mehr so holprig
Die K412 ist heute eine enge Rumpelpiste. Grösstenteils ist sie nur zwischen 5,2 und 5,4 Meter breit. Neu sollen es grundsätzlich 6,2 Meter werden – obwohl der Aargau bei Kantonsstrassen normalerweise 6,5 Meter anstrebt. Da die K412 aber eine lokale Verbindungsstrasse mit Lastwagen-Fahrverbot ist, wird sie nicht auf die volle Breite ausgebaut. Die Teilprojekte in Rudolfstetten und Bergdietikon werden den Aargau 11,19 Millionen Franken kosten.Limmattaler Zeitung vom 19. Mai 2022 (Text + Bild: David Egger)