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2. Dezember 2019

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Bergdietikon will für die Zukunft bauen

Die Gemeindeversammlung genehmigt eine Zehn-Millionen-Turnhalle und stellt die Weichen für die Land-Rai-Überbauung.

Eine knapp 40-jährige Geschichte könnte langsam zu ihrem letzten Kapitel übergehen: Am Donnerstagabend haben die anwesenden 180 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger an der Gemeindeversammlung in Bergdietikon einer Anpassung der Bau- und Nutzungsordnung mit grossem Mehr zugestimmt. 31 Personen sprachen sich gegen die Änderung aus, welche den Boden für eine Grossüberbauung mit 120 Wohneinheiten im Gebiet «Rai» bereitet. Gemäss Bauvorstand Urs Emch (SVP) dürften die Baumaschinen aber frühestens Ende 2023 auffahren. Zunächst werden noch der Gestaltungsplan öffentlich aufgelegt und das Richtprojekt präsentiert.

Kritische Stimmen gab es in der insgesamt rund dreistündigen Versammlung erwartungsgemäss wegen der Grösse des Projekts: Die geplante Überbauung bringe ein zu grosses Wachstum auf einmal mit sich, merkte ein Stimmbürger an. Das führe zu Problemen und widerspreche dem Motto der Gemeinde, die sich als stadtnah und ländlich bezeichne. Vor viereinhalb Jahren hatten die Bergdietiker eine erste Anpassung der Bau- und Nutzungsordnung deshalb an der Urne noch abgelehnt. Diesmal blieben die negativen Stimmen bei weitem in der Minderzahl. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass der Gemeinderat die Vorgaben anpasste; der Baukonzern Implenia musste sein Projekt nach der letzten Abfuhr noch einmal überarbeiten und etwas zurechtstutzen. Am Hang sei nun kein langer Riegel mehr geplant, hatte Emch bei der Präsentation des Geschäfts ausgeführt. «Die Gebäude sind harmonischer eingebettet.»

Das Land «Rai» wurde einst von der Gemeinde Bergdietikon erworben. Damit wollte sie das Wachstum der Gemeinde kontrollieren und steuern. Doch Projekte konnten in den vergangenen vier Jahrzehnten nicht umgesetzt werden. Vor acht Jahren, im November 2011, hatte die Gemeindeversammlung dann mit grossem Mehr zugestimmt, dass das Land für rund vier Millionen Franken an die Implenia Development AG verkauft werden soll. Man müsse doch froh sein, wenn das Unternehmen diesen «chogen Hoger» wolle, merkte ein Stimmbürger an. Denn der Hang gilt als geologisch schwierig; er muss denn auch, bevor die Baumaschinen auffahren, entwässert und gesichert werden. Ob da am Ende nicht die Gemeinde auf diesen Kosten sitzen bleibe, wollte einer der Anwesenden wissen. Das werde der Baukonzern tragen müssen, das sei Teil der Vereinbarung, so Emch. «Das ist nicht unser Risiko.»

Eine Turnhalle mit Sonnenkollektoren

Unbestritten war eine «sehr grosse Investition», wie es der Gemeinderat in seinem Antrag bezeichnet hatte. Bei zwei Gegenstimmen hiess die Versammlung einen Kredit über 9,9 Millionen Franken gut, um eine neue Doppelturnhalle bauen zu können. Sie wird zudem in Minergie-Standard erstellt und mit einer Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach ausgerüstet; ein entsprechender Zusatzkredit über 355’000 Franken wurde ebenfalls, aber weniger deutlich genehmigt. Ein Stimmbürger wollte mit den Sonnenkollektoren zuwarten, bis der Gemeinderat sein für das nächste Jahr angekündigte Nachhaltigkeits-Konzept präsentiert hat.

Die neue unterteilbare Turnhalle mit Bühne wird benötigt, weil die bestehende unter anderem sicherheitstechnisch und energetisch nicht mehr den Anforderungen entspricht und die Kapazitätsgrenzen erreicht sind, wie Schulvorsteherin Françoise Oklé (FDP) erklärt hatte. Die alte Turnhalle soll derweil in Schulraum umgenutzt werden. Ein Projektierungskredit wird der nächsten Gemeindeversammlung vorgelegt.

Der Steuerfuss sinkt und die Feuerwehr fährt schneller

Die 180 Stimmberechtigten hiessen bei zwei Gegenstimmen zudem das Budget 2020 gut. Dieses sieht eine Steuerfusssenkung um drei Prozentpunkte auf 84 Prozent vor. Ein Stimmbürger wollte den Ansatz – unter anderem angesichts der Investition in die Turnhalle – unverändert belassen. Nachdem die Finanzkommission angesichts der früheren Überschüsse von einer «überfälligen Reduktion» gesprochen hatte und Finanzvorstand Jean-Claude Rebetez (FDP) darauf hingewiesen hatte, dass trotz Senkung die Gesamteinnahmen leicht ansteigen, sprachen sich nur neun Stimmberechtigte für einen unveränderten Steuerfuss aus.

Oppositions- und diskussionslos hat die Gemeindeversammlung zudem die Abrechnung über die Projektierung und die Sanierung des Schulhauses 2 abgenommen, die beide mit leichten Kreditunterschreitungen abschlossen. Auch der Austritt aus dem Gemeindeverband Jugend-, Familien- und Seniorenberatungsstelle des Bezirks Baden blieb unumstritten. Schliesslich hiessen die Anwesenden auch die Anschaffung eines neuen Pikettfahrzeugs für die Feuerwehr für 240’000 Franken gut. Gemeindeammann Ralf Dörig (FDP) hatte darauf hingewiesen, dass das alte Fahrzeug gewisse Probleme bereite, so springe es beispielsweise nicht immer an. Zudem sei er selber damit einmal mit Blaulicht unterwegs gewesen – und sei dabei von einem Auto überholt worden.

Limmattaler Zeitung vom 30. November 2019 (Oliver Graf)

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