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27. September 2019

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«Soli singe ich keine mehr»

«Singen ist mein Ding!» Seit 1954 ist der Bergdietiker Paul Boegli dem Männerchor treu und hat mit ihm Höhen und Tiefen erlebt. Aufhören will er noch lange nicht.

In den frühen 1950er-Jahren wurde Paul Boegli von einem Freund gefragt, ob er nicht dem Männerchor Bergdietikon beitreten möchte. «Ich hatte Interesse daran, im Chor zu singen. Doch wegen meiner Ausbildung wohnte ich vorübergehend nicht in Bergdietikon», erzählt Boegli. Nach seiner Ausbildung übernahm er einen Bauernhof in seinem Heimatort und trat schliesslich dem Männerchor bei. «Es war ein Chor aus jungen Sängern. Alle waren zwischen 20 und 30 Jahre alt», sagt der Bergdietiker.

Boeglis Highlights waren jeweils die Sängertage. Dabei versammelte der Sängerbund Hasenberg die umliegenden Chöre zu einem Fest, wobei jeweils ein Chor der Gastgeber war. Bergdietikon hatte jedoch zunächst keinen geeigneten Raum für diesen Anlass. Erst als im Jahr 1967 ein neues Schulhaus gebaut wurde, konnte der Männerchor Bergdietikon grössere Anlässe im eigenen Dorf veranstalten.

Er hatte Kontakt mit Sängern aus Moskau

Nicht nur der Sängertag wurde dort gefeiert: «Jedes Jahr organisierten wir einen Maskenball. Und dieser war sehr beliebt. Die Guggen rissen sich darum, dort zu spielen», erinnert sich der bald 88-Jährige. Er selbst war bei diesen Anlässen nicht nur als Sänger, sondern auch als Festwirt tätig.

In den 1980er-Jahren hatte Boegli Kontakt zu einem Vokalensemble aus Moskau: «Sie gingen in der Schweiz auf Tournee und ich habe ein Konzert für sie mitorganisiert.» Dies blieb jedoch eine einmalige Sache. Kurz darauf untersagte die sowjetische Regierung den Sängern den Kontakt in die Schweiz. 2004, bei Boeglis 50-Jahre-Jubiläum im Chor, erhielt er allerdings eine Urkunde aus Russland, mit der ihm die russischen Sänger gratulierten.

Zu Beginn der 2000er-Jahre verliessen mehrere Mitglieder den Männerchor Bergdietikon. Die Motivation der Sänger sank. Zwar war Boegli zwischen 1988 und 2012 Präsident der SVP Bergdietikon, doch im Männerchor war er nie im Vorstand tätig. Als der Chor aber kurz vor dem Aus stand, nahm er Einfluss. «Ich sagte, dass ich dem Männerchor Rudolfstetten beitreten werde.» Die anderen Mitglieder folgten ihm und so entstand der Männerchor Rudolfstetten-Friedlisberg-Bergdietikon.

Seit 2012 hat der Chor eine ausgebildete Opernsängerin als Dirigentin. Sie sorgt für musikalische Abwechslung, was laut Boegli die Chormitglieder stark fordere: «Sie hat uns einige russischsprachige Lieder mitgebracht. Da singen wir lediglich Silben, wissen aber nicht, was sie bedeuten.» Er bevorzuge deutsche Liedtexte.

Er bleibt dabei, solange er noch singen kann

Am diesjährigen Sängertag in Sins wurde Boegli für sein 65-Jahre-Jubiläum geehrt. Insbesondere der Kontakt zu Kollegen und die Freude am Singen hielten ihn über all die Jahre hinweg beim Männerchor. Und der Chor hat sich ein langfristiges Ziel gesetzt: «Jedes Jahr haben wir mindestens einen Auftritt in Bergdietikon und einen in Rudolfstetten», sagt Boegli.

Seine Motivation ist ungebrochen. Ihm gefalle, dass man bis ins hohe Alter im Chor singen kann. «Soli singe ich zwar keine mehr, aber solange meine Stimme noch mag, bleibe ich dem Chor treu.» Doch Boegli merkt an, dass er in einem Alter sei, in dem man sich viele Gedanken dazu macht, ob man ein nächstes Jubiläum überhaupt noch erleben werde.

Limmattaler Zeitung vom 26. September 2019 (Manuel Reisinger)

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