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vorheriger Bericht zurück zur Liste nächster Bericht15. November 2024
Spannender Tagesausflug mit zwei Besichtigungen
«Warum nicht noch den Besuch eines Naturjuwels mitnehmen, wo wir doch ohnehin schon so weit fahren, um eine weitere Art der Energiegewinnung kennenzulernen?», dachten wir uns bei der Planung. Kurzerhand setzten wir diese Idee um, mieteten einen grossen Bus für uns alle – und an einem sonnigen Tag Ende August ging es los. Auf dem Programm: der Étang de la Gruère und das Sonnen- und Windkraftwerk Mont-Soleil.
Die 1963 zum Naturschutzgebiet ausgewiesene Region Étang de la Gruère liegt auf dem Hochplateau der Freiberge im Kanton Jura und ist ein wahres Paradies, das jeden Naturlieb-haber zum Schwärmen bringt und dessen Idylle und pittoresker Anblick nur schwer zu übertreffen sind. Dieses nach der Eiszeit entstandene Hochmoor umfasst ein Gebiet von ca. 120 ha und hat eine Torfschicht, die 6 bis 8 Meter dick ist. Es wird geschätzt, dass sich ein Meter Torfschicht in etwa tausend Jahren bildet.
Auf einer Höhe von 998 m ü. M. liegt der gleichnamige Moorsee, der im 17. Jahrhundert durch einen Erddamm aufgestaut wurde, um damals eine Mühle betreiben zu können. Mit einer Länge von 600 m, einer Breite von nur ca. 60 m und einer Tiefe von etwa 4,5 m ist es zwar ein eher kleiner See, aber seine besondere Lage und die dortige Flora und Fauna machen ihn dennoch wertvoll und besonders, da er Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten bietet, die in der Schweiz selten vorkommen. So findet man hier z. B. eine Vielfalt an Vögeln, Libellen, Schwimmkäfern, Tagfaltern, Heuschrecken sowie Eidechsen und der laute Gesang der Frösche und Kröten zur Laichzeit lässt einen erahnen, wie viele von ihnen sich dort wohlfühlen.
Neben vorwiegend Föhren, Birken und Weiden, die den See umranden, gedeihen hier viele Pflanzen, die viel Feuchtigkeit brauchen (Sumpfdotterblume, Teichrose, Perlhuhn-Schachblume) oder einen nährstoffarmen Boden bevorzugen, wie z. B. der fleischfressende Sonnentau.
Auch der Mensch ist hier willkommen und dazu eingeladen, in diesem Idyll zu verweilen und diesen Flecken Natur zu geniessen. So darf man z. B. im See baden oder im Winter darauf Schlittschuh laufen und kann sich auf einem Lehrpfad rund um den See Wissenswertes zu dem Gebiet anlesen.
Zur Stärkung auf den Windberg
Beseelt von dieser ersten schönen Tour ging es dann mit dem Bus weiter Richtung Mont Soleil, wo die Kombiführung zum Thema Wind- und Solarenergie auf uns wartete. In der Nähe von dem auf 1250 m gelegenen Kraftwerk legten wir an einem Rastplatz eine Lunchpause ein und bekamen dort schon den Grund für die dortige Platzierung von Windrädern zu spüren, denn da oben fegte ein ordentlicher Wind.Gestärkt, gut gelaunt und mit Vorfreude auf die nächste Besichtigung ging es dann zu Fuss zum fünf Minuten entfernt gelegenen Kraftwerk, wo wir bei einer ca. 90-minütigen Führung mehr über erneuerbare Energien und die Funktionsweise solcher Kraftwerke erfuhren.
Sonnenkraftwerk Mont-Soleil
Im Februar 1992 ans Netz gegangen war das Sonnenkraftwerk damals die grösste Photovoltaikanlage in Europa. Obwohl es hier primär nicht um Stromproduktion geht sondern um Forschung, erzeugt dieses Kraftwerk immerhin Strom für 120 Haushalte. Hauptsächlich wird jedoch an der Entwicklung von Solarpanels gearbeitet (Solarzellenfläche: 4575 m2), weswegen wir nicht nur lernten, wie Sonnenlicht in Strom umgewandelt wird, sondern wir bekamen auch einen Einblick in die Beschaffenheit, Funktion und Verwendung von Solarpanels. Erfreut über das rege Interesse in unserer Gruppe, beantwortete unsere Leiterin dann auch detailliert und kompetent alle unsere Fragen.Windkraftwerk Mont-Soleil
Mit 16 Windrädern unterschiedlicher Art ist dieser Windpark der grösste der Schweiz und wird von der Firma Juvent SA betrieben. Er steht auf dem Mont Crosin sowie auf dem Mont Soleil und hat 2023 eine Jahresproduktion von ca. 91 Mio. Kilowattstunden erreicht.Die Dimension einer Windturbine durften wir nicht nur in Zahlen erfahren, sondern auch direkt davor bzw. im Inneren stehend. Das Surren der Rotoren, das Schwanken und leichte Beben der Turbine und die immense Grösse demonstrierten uns nicht nur, was für eine gewaltige Kraft und was für ein grosses Potenzial dahinter stecken, sondern ebenso, warum das Thema Windenergie auch immer wieder ihre Gegner auf den Plan ruft.
Zahlen pro Windturbine:
- Höhe: 140–150 m
- Höhe Rotornabe: ca. 95 m
- Umdrehungen pro Minute: 6–17
- Rotordurchmesser: 90–112 m
- Gesamtgewicht (ohne Fundament): 300 t
- Schwankung: ca. 80 cm zu jeder Seite
- Lebensdauer: 20–25 Jahre
- Baukosten: ca. 5 Mio.
- Mindest-Windgeschwindigkeit zum Funktionieren: 10 km/h
- Zugelassene Höchst-Windgeschwindigkeit (bei mehr wird abgestellt): 93 km/h
Ein lehrreicher Tag geht zu Ende
Zurück beim Bus liessen wir diesen ereignisreichen Tag bei einem Erfrischungsgetränk Revue passieren, und auch die gesellige Rückfahrt bot noch viel Gelegenheit dazu.Und wer von unserer Reihe zum Thema Energiegewinnung noch nicht genug hat, kann sich uns gern nächstes Jahr (wieder) anschliessen. Nachdem wir nun ein Heizkraftwerk, Wasserkraftwerk, AKW und den Wind- und Solarpark besucht haben, geht es nächstes Jahr zum Pumpspeicherwerk Limmern im Glarner Hinterland.
Bericht: Naturschutzgruppe Bergdietikon