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8. Dezember 2023

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Herzerweichender Besuch im Igel-Spital

Die Naturschutzgruppe konnte bei ihrem Ausflug zur Igelstation Satis nicht nur mit einigen hartnäckigen Igel-Mythen aufräumen, sondern erlebte auch hautnah, wie liebevoll die rund 20 Freiwilligen ihre kleinen Schützlinge hegen und pflegen, damit sie wieder ausgewildert werden können.

Anfang September besuchten wir die Igelstation Satis, wo uns bei einer zweistündigen Führung der Lebensraum und die Gewohnheiten dieses schützenswerten Stacheltieres, aber auch seine Gefährdung durch den Menschen nähergebracht wurden.

Die Stiftung Satis betreibt seit 2019 eine Station für Igelhilfe, wo kranke, verletzte oder verwaiste Igel aufgenommen, aufgepäppelt und gesundgepflegt werden, um sie anschliessend wieder auszuwildern.

Nataly Lubitz, Leiterin der Igelhilfe und damit eines ca. 20-köpfigen Teams von Freiwilligen, und ihre Kollegin Eva Christinat lehrten uns zunächst so manches Wissen und räumten dabei auch gleich mit einigen Falschinformationen auf, die sich leider immer noch hartnäckig zu dem kleinen Wildtier halten und verbreiten. So erfuhren wir z.B. Folgendes:

Igel leben nicht im Wald

Der Igel lebt bevorzugt in Hecken und Gebüschen in Grasländern und Kulturlandschaften. Ausserhalb der Paarungszeit ist er ein Einzelgänger und baut sich sein Nest gern in dichter Vegetation und ausgekleidet mit trockenem Laub oder kleinen Ästen und Pflanzenhalmen. Von ca. Ende Oktober bis Mitte/Ende März hält er Winterschlaf.

Zu seinen natürlichen Feinden gehören z.B. der Uhu und der Dachs, seltener hingegen Fuchs und Marder. Igelbabys sind besonders leichte Beute, da sie noch keine Stacheln haben und damit völlig ungeschützt sind. Auch Bisswunden von Hunden werden leider häufig beobachtet.

Igel fressen keine Schnecken

Als nachtaktives Lebewesen ernährt sich der Igel von nachtaktiven Insekten, Laufkäfern, Larven und Raupen. Schnecken und Früchte gehören nicht zu seinem Speiseplan. Diese frisst er nur versehentlich (wenn er z.B. in einem Apfel nach für ihn essbaren Maden sucht) oder aus Verzweiflung bei zu wenig anderem Nahrungsangebot. Da er vor allem Pflanzliches nicht verdauen kann, sind oft Durchfall oder eine Darmentzündung die Folge. Auch Milch sollte man einem Igel niemals hinstellen (sondern nur Wasser), denn auch sie macht ihn krank.

Eine Nase für Regenwürmer

Der Igel hat ein ausgezeichnetes Riechvermögen, ein sehr feines Gehör sowie einen guten Tastsinn, womit er den Erdboden durchsucht und seine Nahrung einfach aufspüren kann. Mit der Nase unentwegt auf dem Boden, kann er auch den darunter liegenden Regenwurm aufspüren. Sein Sehvermögen ist allerdings nur mässig.

Die kleinen Patienten der Igelstation

Nach diesem ersten aufschlussreichen Zusammensitzen ging es schliesslich hinunter zur Igelstation, wo uns der Anblick der hilflosen und teilweise noch winzigen Igel(-babys) sowie die liebevolle Fürsorge sofort ins Herz trafen.

So durften wir z.B. dabei zuschauen, wie ein Igelbaby mit einer Spritze (selbst ein Fläschchen wäre zu gross gewesen) gefüttert wurde. Und da eine Igelmutter normalerweise den nackten Bauch ihrer Jungen leckt, um die Verdauung anzuregen, wurde sogar dies mithilfe eines kleinen Pinsels und Mandelöl simuliert. Unser Entzücken war entsprechend gross, als man dem Winzling die Entspannung deutlich ansah. Und auch das mit der Verdauung klappte gut, denn das Junge pieselte sofort auf den Tisch.

Die Igelstation hat Platz für ca. 40 Igelboxen plus Notfallboxen und sieben Aussengehege. Ausserdem steht ein Raum zur Verfügung, wo die hilfsbedürftigen Neuankömmlinge untersucht, gewogen, behandelt und von Parasiten befreit werden. Leider kommt es auch immer wieder vor, dass ein Tier so schlimm verletzt oder krank ist, dass es erlöst werden muss. Solche Entscheidungen werden grundsätzlich nach Absprache und gemeinsam getroffen.

Und überhaupt haben wir sehr eindrücklich erfahren, was Nataly und ihr Team mit sehr viel Herzblut leisten, denn die Pflege von Tieren ist natürlich ein 24/7-Job. Allein im Jahr 2022 wurden in der Station insgesamt 469 Igel aufgenommen, wovon 311 wieder ausgewildert werden konnten. Die anderen mussten bei Eintritt erlöst werden oder haben es nicht geschafft.

Wie man die Igelstation unterstützen kann und was zu tun ist, wenn man einen Igel findet, kann auch auf deren Website nachgelesen werden: www.satis-seon.ch/angebot/dienstleistungen/#c204

Alle können mithelfen!

Was kann jeder tun, um seinen Garten tierfreundlicher zu gestalten und den Igel (und andere Tiere) nicht zu gefährden? – Eine Checkliste
  • Der berühmte «Golfrasen» ist ökologisch gesehen wertlos, daher lieber eine Wiese oder zumindest einen Teil wild wachsen lassen. So bietet man Insekten, Raupen, Käfern und anderen Tieren wertvollen Lebensraum und dem Igel genügend Nahrung.
  • Der Igel mag Laubhaufen, Totholz, Asthaufen, Hecken und Sträucher, also nicht alles immer beseitigen, sondern auch mal liegen lassen.
  • Grenzhecken und -sträucher sind besser als Zäune. Wenn es aber ein Zaun sein soll, sollte dieser so gewählt werden, dass er Durchgänge ermöglicht (keine durchgehenden Mauern oder engmaschigen Zäune verwenden).
  • Bei der Verwendung von Fadenmähern und Mährobotern nicht damit unter Hecken und Sträuchern hergehen. Sehr viele Igel werden mit schlimmen Verletzungen durch genau diese Geräte zur Igelstation gebracht.
  • Wasserstellen (kleine Schalen) aufstellen.
  • Pools und Teiche mit steilen Wänden sollten Ausstiegshilfen in Form einer Rampe, eines Astes oder Ähnlichem haben.
  • Kellertreppen und Lichtschächte sind gefährliche Fallen für Igel, aus denen er nicht mehr herauskommt. Lichtschächte daher abdecken (hilft übrigens auch Amphibien und Reptilien) und Kellertreppen mit einem kleinen Tor/Zaun versehen.
  • Auf Pestizide, Insektizide und anderes Gift verzichten. Vor allem das viel verwendete Schneckenkorn bringt auch den Igel um.
  • Netze, Schnüre und Tore nach Verwendung wegräumen, damit er sich nicht darin verheddert.

Wer aber ohnehin schon einen naturnahen Garten hat und bei der Auswilderung von Igeln helfen möchte, kann sich ebenfalls gern an die Stiftung Satis wenden. Sie sind für jede Unterstützung dankbar.



Bericht: Naturschutzgruppe Bergdietikon

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