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5. September 2023

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Neophyten – ein Vortrag von Camille Schneiter

Das Thema Neophyten beschäftigt uns schon lange, denn wir werden immer wieder dazu befragt und merken, dass auch so manche Fehlinformation bzw. falsche Begriffsverwendung im Umlauf ist. Um mit Letzterem aufzuräumen und Fakten liefern zu können, holten wir die Expertin Camille Schneiter ins Boot und luden Ende Juni zu einem von ihr gehaltenen Vortrag ein.

In der letzten Ausgabe der Bergdietiker Ziitig erfreute uns ganz besonders der Aufruf der Gemeinde, bei der Bekämpfung invasiver Neophyten mitzuhelfen, denn mit diesem Appell wurde auch gleich die korrekte Definition und die Unterscheidung zwischen invasiven Neophyten und völlig harmlosen und sogar bereichernden Neophyten geliefert.

Camille Schneiter ist Umwelthistorikerin an der Universität Zürich und schreibt zurzeit ihre Dissertation zur Geschichte der Neobiota in der Schweiz. Neobiota ist ein Oberbegriff, der neben Neophyten (Pflanzen) auch Neozoen (nicht-menschliche Tiere) und Neomyzeten (Pilze) umfasst. Wir hörten von ihr, was Neophyten überhaupt sind, warum viele nicht schädlich sind und was invasive (schädliche) Neophyten ausmacht. Die folgenden Informationen sind aus Camilles Vortrag entnommen.

Was sind Neophyten und was unterscheidet sie von Archäophyten und einheimischen Pflanzen?

Das Wort Neophyt stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet Neue Pflanze. Der Begriff ist somit erst einmal völlig neutral und bedeutet nicht, dass diese Pflanzen per se schädlich sind.

Definition: «Vom Menschen absichtlich oder unabsichtlich nach 1492 (Entdeckung von Amerika) eingeführte gebietsfremde Pflanzen, die sich in einem Gebiet ansiedeln können, in dem sie natürlicherweise nicht vorkamen.» (Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Umwelt: Gebietsfremde Arten in der Schweiz, Glossar, 2022, S. 49)

Das Wort Archäophyt stammt ebenfalls aus dem Altgriechischen und bedeutet Alte Pflanze.

Definition: «Vom Menschen absichtlich oder unabsichtlich vor 1492 (Entdeckung von Amerika) eingeführte gebietsfremde Pflanzen, die sich in einem Gebiet ansiedeln können, in dem sie natürlicherweise nicht vorkamen.» (a.a.O., S. 48)

Einheimische Pflanzen

Definition: «Als einheimisch werden Arten verstanden, deren natürliches Verbreitungsgebiet in der Vergangenheit oder Gegenwart ganz oder teilweise in der Schweiz gelegen ist.» (a.a.O., S. 48)

Bei dieser Begriffsunterscheidung wurden wir zu einem kleinen Quiz eingeladen und lernten dabei, dass die Kartoffel z.B. ein Neophyt ist (und zwar nicht schädlich), (Weich-)Weizen zu den Archäophyten gehört, Topinambur seit 2021 den invasiven Neophyten zugeschrieben wird und das Gewöhnliche Alpen-Edelweiss tatsächlich eine einheimische Pflanze ist (da ging ein leichtes Aufatmen durch den Raum!).

Wann gelten Neophyten als invasiv?

Definition: «Wenn bekannt ist oder angenommen werden muss, dass gebietsfremde Arten durch ihre Ausbreitung in der Schweiz die biologische Vielfalt, Ökosystemleistungen und deren nachhaltige Nutzung beeinträchtigen oder Mensch und Umwelt gefährden können, wird von invasiven gebietsfremden Arten gesprochen.» (a.a.O., S. 13)

Laut Bundesamt für Umwelt ist der Anteil solch invasiver gebietsfremder Arten jedoch eher gering. «Der weitaus grössere Anteil (fast 90%) der in der Schweiz etablierten gebietsfremden Pflanzen wird für Mensch und Umwelt als unbedenklich eingestuft» (a.a.O., S. 25; siehe hierzu auch Liste www.infospecies.ch/de/neobiota).

Beispiele für invasive Neophyten und ihre Eigenschaften

  • Topinambur: Überwintert unterirdisch in Form von Knöllchen und lässt kahlen Boden zurück, wodurch im Winter Erosionsgefahr an Fliessgewässern besteht. Topinambur ist rasch wachsend, und das dichte Blätterdach verdrängt die einheimische Flora.
  • Riesenbärenklau (Bild): Hat eine phytotoxische Wirkung, denn eine Berührung bei gleichzeitiger Sonneneinstrahlung führt zu Hautentzündungen und Verbrennungen. Zudem verdrängen dichte Bestände die einheimische Flora und es kann zu Erosion an Uferböschungen kommen.
  • Kanadische Wasserpest: Eine Wasserpflanze, die sich explosionsartig ausbreitet und die einheimische Wasserflora verdrängt.
  • Geissraute: Wird als Gründünger kultiviert, verwildert aber regelmässig an Strassen- oder Flussböschungen, in Wiesen oder Ruderalstandorten. Blühende Pflanzen (frisch oder trocken) sind für Schafe und Rinder giftig und können zum Tod führen.

Wir danken Camille für diesen interessanten Abend und freuen uns jetzt schon auf ihren Vortrag im nächsten Jahr, dann zum Thema Neozoen (speziell zu Insekten).

Bild: Adobe Stock



Bericht: Naturschutzgruppe Bergdietikon

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