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vorheriger Bericht zurück zur Liste nächster Bericht29. Juni 2023
Einblick in Europas erstes Drehstrom-Wasserkraftwerk
Bei der Besichtigung des Flusskraftwerks Bremgarten-Zufikon, das Strom für 22’000 Haushalte gewinnt, erhielt die Naturschutzgruppe faszinierende Einblicke. Der Rundgang beeindruckte uns mit tosenden Wassermassen, präziser Technik und innovativer Treibgutnutzung. Und er regte zum Nachdenken über unseren eigenen Energieverbrauch an.
Nachdem wir uns im November vergangenen Jahres bereits das Heizkraftwerk Hagenholz in Zürich angeschaut hatten, nahmen wir uns dieses Mal eine weitere Art von Kraftwerk zur Energiegewinnung vor: das Flusskraftwerk Bremgarten-Zufikon, eines von 26 Wasserkraftwerken im Kanton Aargau und seit 1975 in Betrieb.
Das Laufwasserkraftwerk an der Reuss in Bremgarten und Zufikon gilt als erstes Drehstrom-Wasserkraftwerk Europas und gehört der AEW Energie AG. Bei einer maximal nutzbaren Abflusskapazität von 200 Kubikmetern pro Sekunde erzeugen die beiden Generatoren je 10 Megawatt. Die daraus resultierenden ca. 100 Gigawattstunden pro Jahr decken den Bedarf von etwa 22’000 Haushalten.
Ein Rundgang mit allen Sinnen
Bei einer zweistündigen Führung mit Pascal Rohner, technischer Mitarbeiter im Kraftwerk, machten wir den gleichen Rundgang, den Pascal oder ein Kollege von ihm jeden Tag zur Kontrolle machen muss.Nach einer kurzen theoretischen Einführung ging es auch schon los durch die verzweigten und langen Gänge der Anlage. Wir liefen hinter dem Wasservorhang entlang, wo die enormen Wassermassen tosend über die vier von fünf geöffneten Wehre in die Tiefe fallen und uns die Gischt ins Gesicht spritzte. Auf der anderen Seite angelangt, bestaunten wir die sogenannte Geschwemmselrinne, wo das Treibgut aufgefangen und aussortiert wird. Dabei wird das Treibholz vom übrigen Treibgut separiert, zu Holzpellets verarbeitet und als solche ebenfalls zur Energiegewinnung verwendet.
Ohrenbetäubende Wassermassen
Per Video erfuhren wir, dass im März 2016 eine «Operation am Herzen der Anlage» vorgenommen worden war, bei der das Laufrad der Turbine mit vier neuen Laufradschaufeln ersetzt worden war. Beim Zuschauen hielt man tatsächlich ein wenig den Atem an, denn die Präzision und das dafür benötigte Fingerspitzengefühl erinnerten wirklich an die Arbeit eines Chirurgen.Weiter ging es zum ohrenbetäubend lauten Maschinenraum. Das rhythmische Donnern der Wassermassen, die die Turbine antreiben, fuhr einem dermassen durch den ganzen Körper, dass sich unsere liebe Ruth sogar zu einer spontanen Tanzeinlage hinreissen liess.
Schliesslich sahen wir noch die Fischtreppe (offiziell Fischpass genannt), durch die der Fischaufstieg möglich ist. Da sie den mittlerweile verschärften gesetzlichen Anforderungen nicht mehr entspricht, wird sie künftig so optimiert, dass sie zum einen verbreitert und damit zum Beispiel auch lachsgängig wird und zum anderen auch ein Fischabstieg möglich ist.
Alles in allem war es wieder einmal eine Besichtigung, bei der einem die Dimensionen der Energiegewinnung und der Umgang mit unseren wertvollen Ressourcen bewusst gemacht werden und die somit auch wieder zum Überdenken unseres eigenen Energieverbrauchs angeregt hat.
Das nächste und damit dritte Kraftwerk, das wir am 11. November besuchen werden, ist das Atomkraftwerk Leibstadt. Also: Save the date, wer mitkommen möchte!
Bericht: Naturschutzgruppe Bergdietikon