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vorheriger Bericht zurück zur Liste nächster Bericht24. Mai 2023
Das Unikum der Bergdietiker Gmeind
Das Bergler Urgestein Willi Schneider feiert seinen 90. Geburtstag. Er hat im Dorf eine gewisse Bekanntheit erlangt, indem er praktisch alle Gemeindeverammlungen mit seinem trockenen Humor bereichert.
Welcher Besucher der Gemeindeversammlung der letzten Jahre kennt ihn nicht! Immer bereit für eine träfe Aussage und immer: «Ech bruche keis Mikrofon – mech ghört mer au ohni!»
Am 15. Mai 1933 geboren im Turbenthal wuchs er mit seinen Geschwistern auf und verlor sechsjährig bereits seinen Vater. Die Kriegszeit war nicht einfach, mussten die Landwirte doch in den Aktivdienst. So musste sein Bruder bereits mit 18 Jahren den Hof übernehmen. Ein kleiner Handel mit Kohle half der Familie, die schwierigen Jahre zu überwinden. 1949 konnte Willi Schneider in Eschlikon im Kanton Thurgau eine Lehrstelle als Käser antreten. Er meinte, das wäre ein guter Platz gewesen, weil es da immer genügend zu essen gab.
Er arbeitete 29 Jahre lang bei den Vereinigten Molkereien in Zürich. Seine Frau erbte dann die Liegenschaft an der Baltenschwilerstrasse, und so kam er 1968 nach Bergdietikon. Die Liegenschaft war ziemlich heruntergekommen und verschuldet. Zürich und Bergdietikon haben die Schulden damals übernommen, und so musste das junge Paar erst einmal die Schulden von dreissigtausend Franken zurückzahlen. Mit einem verschmitzten Lachen meinte er: «Ja, das war hart, und ich habe viel so nebenbei gearbeitet.»
Seit 1968 besucht Willi Schneider praktisch alle Gemeindeversammlungen. Fast immer hat er zum Traktandum «Diverses» mit einem treffenden Spruch aufgewartet. Doch hören wir uns mal bei den (ehemaligen) Gemeindeammännern um:
Pius Achermann meint:
Willi hatte die Gewohnheit, anlässlich der Umfrage an der Gemeindeversammlung jedes Mal eine Frage an den Gemeindeammann zu stellen. Es waren lustig formulierte Sätze, welche alle Anwesenden mit Lachen quittierten. Mit seiner Heiterkeit hatte er die Versammelten auf seiner Seite und half damit zu einer guten Stimmung. Seine Fragen stellte er konsequent an jeder Gemeindeversammlung.
Einmal stellte ich ihm eine kleine Falle, indem ich ihn aufforderte, ohne dass er sich gemeldet hatte, seine Frage zu stellen. Überrascht antwortete er spontan und ohne zu zögern. Beim anschliessenden Apéro fragte er mich, wieso ich gewusst hätte, dass er eine offene Frage habe. Mit einem offenen Lachen, ohne darauf zu antworten, stiessen wir aufs Wohl der Gemeinde an.
War Willi an einer Zusammenkunft nicht anwesend, fehlte es an Humor und Witz.
Paul Meier sieht es genauso:
Ich habe immer auf Willi gewartet. Er hat den Nagel immer auf den Kopf getroffen, war nie beleidigend und hatte die Lacher immer auf seiner Seite.
Geri Isler doppelt nach:
Der Brego-Punkt war immer Anlass für eine ausführliche Diskussion. Für uns nicht einfach, weil zu viele Interessen aufeinandertrafen. Willi Schneider meinte darauf: «Bergdietikon muss halt mal einen Bundesrat stellen.»
Ralf Dörig erinnert sich an eine der letzten Versammlungen:
Willi meinte: «Ich habe vor 10 Tagen mein Auto abgegeben, und jetzt habe ich ein kleines Elektromobil. Es fährt zwar nur 20 Stundenkilometer. Aber wenn ihr das mal rumflitzen seht – dann bin ich das. Heute ist es aber schlechtes Wetter und ich habe mein Wägeli zu Hause gelassen. Ich frage Sie freundlich an: Würde mich jemand nach Hause fahren?»
Aber es gibt noch unzählige weitere Bonmots wie zum Beispiel: «Erst schafft ihr die Post ab, dann folgt der Volg, dann die Bank. Kommt als Nächstes der Friedhof?»
Oder anlässlich einer Rechnungsgemeinde: «Der Gemeinderat hat seinen Lohn festgelegt, aber es gibt fast nichts. 20 Jahre habt ihr fast den gleichen Lohn. Da muss man euch ein Kränzchen winden. Es ist halt schon ein Seich. Seitdem wir diesen Käfer haben, kommt man mit niemandem ins Gespräch, mit dem man etwas gegen euch anspitzen könnte.»
Und zum Abschluss: «Es ist alles neu, ich komme ja nicht mehr mit. Jetzt sagt man zum Beispiel nicht mehr neu wenn man einen neuen Gemeinderat hat, jetzt sagt man Newcomer. Auch sagt man heute Lockdown, No-go, free, Highlight, Blackberry, Homepage, iPhone, Instagram, Whatsapp. Alles derartige neue Namen, und wenn du das nicht verstehst, wie ich, dann bist du einfach nicht mehr angesagt.»
Willi, wir danken dir für diese vielen unterhaltsamen Momente, die immer wieder für einen versöhnlichen Ton besorgt waren. Auch nach dem Verlust deiner geliebten Partnerin 2011 hast du den Humor nicht verloren. Wir hoffen, dass wir noch viele derartige Schneidersprüche mit dir erleben dürfen.
Wir wünschen dir alles Gute für die Zukunft – ond bliib gsund!
Herzliche Gratulation von Seiten des ganzen Redaktionsteams
Werni