Home > Freizeit & Kultur > Vereine > Landfrauen > Berichte > Bericht
Landfrauen: Bericht
vorheriger Bericht zurück zur Liste nächster Bericht22. Mai 2023
1160 kg Landfrauen als «Jäger verlorener Schätze»
Am 26. April begaben sich 15 Landfrauen im Recycling-Paradies in Spreitenbach auf die Jagd nach verlorenen Schätzen. Die gut einstündige und sehr abwechslungsreiche Führung zum Sammeln der verschiedenen Wertstoffe liess die Köpfe rauchen.
Der Begriff «Recylcing» bedeutet: Zurückführung und Wiederaufbereitung von weggeworfenen Wertstoffen zu einem neuen Produkt. Die 15 Landfrauen wollten dies genauer wissen. Herr Jerome Hilfiker, Angestellter der Firma Bertschi in Spreitenbach, führte uns durch das Recycling-Paradies.
Er zeigte uns die Sammelbehälter mit den verschiedensten Materialien. Gebrauchte Korkzapfen werden wieder zu «neuen» Korkzapfen. Aber z.B. Korkmatten und -untersetzer haben zu viel Klebstoff drin, um rezykliert zu werden, sie gehören deshalb in den Abfall. Kaffeekapseln, Kerzenreste, Glühbirnen, Sparlampen, Leuchtröhren, Kleider …
Von den Kleidern, die gesammelt werden, gehen rund 65% an bedürftige Personen in der Schweiz, 35% werden zu Putzlumpen verarbeitet. Der Rest ist Abfall.
Petflaschen werden gehäckselt. Das Granulat wird zu Rohlingen verarbeitet, die dann erwärmt zu neuen Petflaschen aufgeblasen werden. Darum dürfen hier keine Öl- und Essigflaschen drin sein, denn das würde den Grundstoff der neuen Flaschen verunreinigen!
Verschiedene Kunststoffe
Kunststoff wird in einem extra Sammelsack, den die Firma Bertschi in vier Grössen verkauft, gesammelt. Wussten Sie, dass in diesen Kunststoffsammelsack neben den Plastikgefässen und Hüllen von Früchten- und Gemüseverpackungen auch Joghurtbecher, (Tier-)Nassfutterbeutel, Öl- und Essigflaschen, alte Lego und vieles mehr gehört? Nicht in diesen Sammelsack gehören hingegen Milch- und Flüssigwaschmittelflaschen und weiterer mit PE (Polyethylen) bezeichneter Kunststoff, denn PE ist ein sehr wertvoller Rohstoff.Weiter werden Tetrapackungen sowie Blechbüchsen und Aludosen gesammelt. Bei den Tetrapackungen wird der Karton abgelöst und wiederverwertet. Der Rest geht in den Abfall. Das Material von Büchsen und Dosen wird 1:1 wiederaufbereitet.
Styropor wird seit kurzem auch separat gesammelt. Auch Weiss-, Grün- und Braunglas, magnetisches Eisen, Metall, Papier und Karton kann man hier abladen.
Der Papiersack gehört zum Karton
Zu Papier und Karton gab es auch interessante Infos. Wo entsorge ich ein Buch, das niemand mehr will? Das kommt zum Karton wegen dem Buchrücken. Und der Papiersack, der gerade beim Transport der Bücher gerissen ist? Na, der kommt sicher in die Papiersammlung. Stopp, nein! Ein Papiersack ist aus Karton gemacht und muss folglich mit dem Karton wieder in den Kreislauf des Recyclings gegeben werden.Beim Thema Karton wird es spannend, denn wir besichtigen die grosse Kartonpresse. Per Förderband fällt der Karton von oben in einen grossen, eckigen Behälter. Dort arbeitet ein Presskolben, der mit sechs Tonnen Kraft den Karton presst. Wenn ein ca 300–500-kg-Ballen zusammengepresst ist, wird er automatisch mit einem Stahldraht zusammengebunden. Pro Tag entstehen so etwa zwölf Ballen hartgepresster Karton.
Sehr wertvolle Rohstoffe wie Kupfer, Zinn, Zink werden sehr gerne von der Firma Bertschi angenommen. Hier bezahlen sie sogar etwas, für eine Auszahlung müssen es allerdings mindestens 30 kg sein.
Kupfer findet man in jedem Elektrokabel. Auch Dachrinnen sind oft aus Kupfer, und in Wasserhahnen hat es ebenfalls Kupfer. Wenn man 30 kg hat, bekommt man Geld fürs Recyclen – aber bitte, klaut jetzt nicht bei den Nachbarn die Dachrinnen und die alten Kupferschleudern usw., damit ihr auf 30 kg kommt! Bei der Firma Bertschi wird bei diesen wertvollen Rohstoffen vom Bringer der Ausweis verlangt und der Name notiert.
Akku setzte Karton in Brand
Weiter werden hier diverse Chemikalien und Farben angenommen. Elektroschrott wird aufgeteilt in Elektro mit Akku und Elektro ohne Akku. Warum? Die Container mit den gesammelten Sachen werden nicht sanft behandelt. Auf dem Weg zur Weiterverarbeitung geschüttelt, gekippt, gepresst. Lithium-Akkus reagieren da sehr empfindlich und beginnen zu brennen. Kürzlich gab es im Recycling-Paradies dadurch einen Brand: Im Karton war ein solcher Akku gelandet; in der Presse fand er es nicht mehr lustig und entzündete sich und den ganzen Karton, der sich gerade in der Presse befand.Unser Rundgang ging nach über einer Stunde langsam dem Ende zu, und wir konnten noch neben der Halle die grossen Muldenlöcher anschauen, wo die kleineren Container jeweils hineingeleert werden, bevor sie dann auf 40-Tönner-Lastwagen umgeladen und zur jeweiligen Verarbeitungsfirma transportiert werden. Papier, Glas, Steingut, Sperrgut, Kompost. Plötzlich hörten wir Vogelgeschrei. Herr Hilfiker erzählte uns, dass zwei Turmfalkenpaare sich im Recycling-Paradies niedergelassen hatten: eines in der Halle (darum wird das Tor 5 in der Nacht nicht mehr geschlossen) und eines draussen unter dem Dach.
Uns Frauen schwirrte der Kopf von all den vielen Informationen – wir haben enorm viel gelernt und viele Inputs erhalten. Damit wir uns auch etwas «recyceln» konnten, bekamen wir im Schulungsraum einen kleinen Zvieri.
Herzlichen Dank für die tolle Idee, das Recycling-Paradies zu besuchen. Auch ein Dank an Claudia für die Leitung und Herrn Hilfiker von der Firma Bertschi für die Führung. Es war ein wirklich spannender Nachmittag.
Patrizia Bleiker