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vorheriger Bericht zurück zur Liste nächster Bericht2. Mai 2023
Kunst gegen Ohnmacht: Ausstellung zur Ukraine
Der Dietiker Rainer Oberhänsli-Widmer stellt bis Ende Mai in der Kunstgalerie Bachlechner in Bergdietikon aus. Durch Kunst und Kreativität könne dem Schmerz eine Gestalt gegeben werden, sagte Galerist Bachlechner in seiner Eröffnungsrede.
Über 100 Kunstinteressierte besuchten am Samstag in Bergdietikon die Vernissage einer Ausstellung der besonderen Art. Unter dem Titel «Ukraine 2022, Kreuz- und Baumbilder» stellt die Kunstgalerie Bachlechner Werke von Rainer Oberhänsli-Widmer zum Ukraine-Krieg aus. Umrahmt werden die Gemälde des Dietiker Künstlers von Holzskulpturen von Ueli Reinhardt und Steinskulpturen des 2011 verstorbenen Künstlers Robert Neuhauser.
Die Ohnmachtsgefühle gegenüber den Schrecken des Ukraine-Kriegs seien omnipräsent, sagte Galerist Hanns Bachlechner in seiner Eröffnungsrede. Die von Oberhänsli-Widmer gemalten Grabkreuze seien auch eine Bewältigungsstrategie, um Angst und Ohnmacht abzuschwächen oder zumindest weniger unerträglich zu machen. Symbolisch stehen die Kreuze für die Gefallenen, für die körperlich und psychisch versehrten Menschen in der Ukraine.
«Wenn der Mensch in seiner Qual verstummt, gab mir ein Gott zu sagen, wie ich leide», zitierte Bachlechner Johann Wolfgang Goethe. Durch Kunst und Kreativität könne dem Schmerz eine Gestalt gegeben werden. So biete die Kunst eine Möglichkeit, der quälenden Hilflosigkeit des Geschehens in der Ukraine entgegenzutreten, sagte er. Das Kreuz als Grabkreuz verkörpere in Oberhänsli-Widmers Werken die Form des lastenden Bösen und der Destruktion als traditionelles Symbol.
Aber nicht nur: Kreuze sollen auch auf neue Perspektiven hinweisen. Denn Kreuze würden die Welt nicht nur in eine Horizontale und Vertikale trennen und damit ihre Gegensätze beschreiben, sondern sich auch in ihrer Mitte vereinen und mit vier Armen in alle Himmelsrichtungen zeigen.
Neben den Kreuzbildern zeigt Oberhänsli-Widmer auch seine neuen Baumbilder. Dieses Projekt nahm er nach seiner Verarbeitung des Kriegs in Angriff. «Bäume sind wichtige Lebensspender und für die Zukunft wichtig», sagte Bachlechner.
Ueli Reinhardt erstmals in der Kunstgalerie
Die Ausstellung kam bei den Besucherinnen und Besuchern gut an. Ihn würden speziell die wilden schwarzen Kreuze im Kontrast zu den tiefroten Farben faszinieren, sagte Carlos Hartmann aus Zürich. «Eine Assoziation, die auf die Aggressivität des Ukraine- Kriegs hindeutet.»Der zweite ausstellende Künstler ist der pensionierte Hausarzt Ueli Reinhardt aus Niederglatt. Wie Oberhänsli-Widmer nahm er persönlich an der Vernissage teil. Er freue sich, zum ersten Mal in der Kunstgalerie Bachlechner mit zehn Skulpturen ausstellen zu dürfen, sagte er. Seine Vorliebe gelte in sich verschlungenen runden Formen. «Meine Skulpturen sollen kontrastreich sein und zum Anfassen animieren», sagte Reinhardt.
Im Garten vor der Kunstgalerie stehen die Skulpturen aus Marmor, Beton oder Bronze des dritten Künstlers: der 2011 verstorbene Robert Neuhauser. An der Vernissage wurde er von seiner ehemaligen Geschäftspartnerin Charlotte Hammerer aus Würenlos vertreten. Sie erzählte, dass Neuhauser in seiner Steinhauerei nie mit Ecken und Kanten arbeitete. «Seine Kunst ist geprägt durch runde und vollendete Formen. In der Kunst hat Robert seine Ruhe gefunden, mit dem Credo Formen statt Worte.»
Bild: Der Dietiker Rainer Oberhänsli-Widmer vor seinem Lieblingswerk seiner Reihe «Grabkreuze».
Limmattaler Zeitung vom 2. Mai 2023 (Isabelle Piccard)