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27. Januar 2023

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Der WM-Pokal aus Bergdietikon

Melina Borges gewann bei einem Wettbewerb und durfte ihren selbst gebastelten Pokal eine Woche lang im Fifa-Museum in Zürich ausstellen. Die Achtjährige bastelt für ihr Leben gerne und ist in ihrem Zuhause in Bergdietikon bereits am nächsten Projekt.

Vom Fussballweltmeister-Pokal träumen viele Menschen. Melina Borges (8) aus Bergdietikon hat einen. Zumindest einen selbst gebastelten. Und wie das Original stand er schon im Fifa-Museum in Zürich. Denn Melina war eine von fünf Gewinnerinnen eines Wettbewerbs anlässlich der Fussball-WM in Katar.

Normalerweise steht die goldene Trophäe, die Lionel Messi am 18. Dezember in die Höhe stemmen konnte, im Fifa-Museum in einer Vitrine. Vor der WM ging sie jedoch auf eine viermonatige Weltreise, ehe sie nach Katar gebracht wurde. Leer blieb die Vitrine in Zürich deswegen aber nicht. Im Gegenteil. Zuerst wurde der Originalpokal durch eine Replika ersetzt, dann, während der WM, durch von Kindern gebastelte Trophäen.

Ersatz-Pokal für das Fifa-Museum

In einem Wettbewerb wurden Schülerinnen und Schüler von der Fifa dazu eingeladen, einen Ersatz-Pokal herzustellen und diesen im Museum vorbeizubringen. Diesen Aufruf hatte Nadja Borges gesehen. Sie ist die Mutter von Melina. Die Tochter war zuerst kritisch: «Normalerweise bastle ich keine Pokale», sagt Melina.

Den Pokal hat sie aus Bechern, Gips, Karton, Heissleim, Farben und Glitzer gebastelt. Er besteht aus einem blauen Becher, der den Boden bildet. Darauf ist ein goldiger Karton mit einem kleinen Fussball befestigt. Auf der Rückseite sind Engelsflügel angeklebt. Diese stammen ursprünglich von einer Stoffpuppe. Melina kramt ihre Bastelkiste hervor und zeigt die verwendeten Materialien. Bevor sie mit dem Projekt begonnen habe, habe ihre Mutter ihr einige Pokale gezeigt, sagt Melina. «Dann hatte ich plötzlich eine Idee.» Zuerst habe sie sich auf die Suche nach Kartons gemacht. Den perfekten Karton zu suchen, habe ihr am meisten Spass bereitet, sagt sie und fügt kichernd hinzu: «Meine Mutter kauft sehr viel online.»

Traumatisches Erlebnis für den Teppich

Wie lange sie am Pokal bastelte, weiss die Achtjährige nicht. «Ich habe die ganze Zeit gebastelt.» Ihre Mutter meint, dass es mehr als zwei Wochen waren. Begonnen habe die Tochter im Sommer. Gebastelt wurde meistens im Wintergarten oder auf dem Boden. «Ich brauche sehr viel Platz», sagt Melina.

«Unser Boden hat schon viel mitgemacht», sagt die Mutter. Auch die Vorhänge sind mit blauen Punkten versehen. Sie stammen von einem von Melinas letzten Projekten. Melina sagt: «Der Teppich hat das gleiche traumatische Erlebnis mitgemacht.» Ihr Grossvater, Dieter Schwerzmann, der im Haus nebenan wohnt, will seiner Enkelin diesbezüglich noch etwas beibringen: «Wir müssen noch lernen zu putzen», sagt er.

Den Pokal brachte die Familie mit dem Auto ins Fifa-Museum. Melina hielt ihr Kunstwerk auf der Fahrt ein wenig verkrampft in den Händen. Denn der Glitzer auf der oberen Seite war noch nicht trocken. Im Museum wählte dann eine Jury, bestehend aus Fussball-Legenden sowie Vertretern des Museums, aus den 38 eingereichten Pokalen die besten fünf.

Millionengrenze im Museum geknackt

Melina gehörte zu den Gewinnerinnen. Die Nachricht erhielt sie per Video. Sie durfte ihren Pokal für eine Woche im Museum ausstellen. «Ich dachte, oh mein Gott, wie bin ich hier hingekommen?» Melina grinst. Auch die Grosseltern und die Mutter platzen fast vor Stolz.

«Die Reaktionen der Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt waren durchweg sehr positiv», sagt Andreas Alf, Mediensprecher des Fifa-Museums, das im Dezember die millionste Besucherin begrüssen durfte. Die ausgestellten Exemplare hätten ihnen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Von Melinas Erfolg wissen ihre Kameradinnen und Kameraden der zweiten Klasse nichts. Was sie jedoch wüssten, sei, dass sie sehr viel bastle, sagt Melina. «Ich bastle oft, aber ich brauche immer einen Grund.» Neben dem Basteln hat Melina noch eine Menge anderer Hobbys. So nimmt sie wöchentlich Geigenunterricht, fährt Ski und hat den grünen Gurt im Karate. Später wolle sie in einer Süssigkeiten-Fabrik arbeiten, sagt sie.

Die Weltmeisterschaft verfolgte die Achtjährige mit ihrem Grossvater. Dieser fieberte für die Schweiz, während die kroatische Grossmutter den Kroaten die Daumen drückte. Melina selbst war es egal, wer Weltmeister wurde. Auch einen Lieblingsfussballer habe sie nicht, sagt Melina. «Ich kenne ja nur ein Prozent der Fussballer.»

Das Original ist seit dem 20. Dezember zurück

Der originale Weltmeisterpokal kehrte am 20. Dezember wieder in seine Museumsvitrine zurück. Die Kunstobjekte der Kinder befinden sich aktuell noch im Archiv der Fifa. Während einer exklusiven Führung werden sie aber bald den Erstellerinnen und Erstellern zurückgegeben. Wenn Melina das nächste Mal das Museum besucht, wird sie den originalen Pokal dort sehen, wo vor ein paar Wochen noch ihr Kunstwerk stand.

Limmattaler Zeitung vom 21. Januar 2023 (Text: Soraya Sägesser, Bild: Alex Spichale)

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