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27. Januar 2023

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«Klimawandel wird uns beschäftigen»

Moritz Fischer leitet seit Dezember den Forstbetrieb Wettingen, der auch den Staatswald in Bergdietikon umfasst. Begleitet wird der Revierförster von seinem französischen Jagdhund Thorin.

Moritz Fischer öffnet die Jalousien der Hütte, die neben dem grossen Forsthofgebäude im Eigi in Wettingen steht. «Das ist sozusagen unsere Kaffeestube», sagt Fischer und lacht. Zum Kaffeetrinken hat Fischer aber nur selten Zeit, seitdem er den Forstbetrieb Wettingen, zu dem auch ein Teil des Staatswalds des Kantons Aargau in Bergdietikon gehört, im Dezember übernommen hat. «Es läuft sehr viel, ich stecke schon mitten in der Arbeit», sagt Fischer, der von seinem französischen Jagdhund Thorin begleitet wird. Der neue Revierförster und Betriebsleiter ist gemeinsam mit einem sechsköpfigen Team für eine Waldfläche von insgesamt 750 Hektaren in den Gemeinden Wettingen, Würenlos, Neuenhof und Bergdietikon zuständig.

Die Wälder waren es denn auch, die Fischer nach Wettingen verschlugen. «Sie sind sehr vielfältig. Wegen seiner nordseitigen Lage ist der Neuenhofer Wald sehr schattig. Die Schwemmebene im Limmattal und die trockenen Kalkböden der Lägern in Wettingen bieten wiederum ganz andere Voraussetzungen. Das ist spannend», findet der 30-jährige Revierförster. Überdies reize es ihn, in einem urbanen, dicht besiedelten Gebiet zu arbeiten. «So findet ein enger Austausch mit der Bevölkerung statt. Sie schaut genau hin, was wir machen, und wir müssen mehr erklären und Rücksicht nehmen, auch in Sachen Sicherheit», sagt Fischer und ergänzt: «Eines unserer Produkte ist das Waldbild, das auch eine Erholungsfunktion hat. Es ist daher wichtig, dass wir mit unserer Kundschaft, den Waldnutzern, in Kontakt stehen.»

Zuvor betreute Fischer als Revierförster im luzernischen Entlebuch nahe dem Skigebiet Sörenberg 4500 Hektaren Wald. «Nach vier Jahren suchte ich eine neue Herausforderung», sagt Fischer, der sich in Untersiggenthal zum Forstwart ausbilden liess und später an der Berner Fachhochschule in Zollikofen Waldwissenschaften studierte. Die Wurzeln seiner Familien waren ebenfalls entscheidend für seine Stellenwahl.

Als Handballer spielte er in der Nationalliga B

«Wettingen als Arbeits- und Wohnort ist mir sympathisch. Meine Grossmutter mütterlicherseits ist in Wettingen aufgewachsen, und die Familie meines Vaters wohnte auch eine Zeit lang in der Gemeinde.» Interessant waren für ihn aber auch die neuen Betriebsstrukturen mit der gemeinsamen Rechnungsführung. Diese führten die Ortsbürgergemeinden und der Kanton mit seinem Vorgänger Markus Byland ein. Dieser wird Fischer nach wie vor als Stellvertreter und Forstwart unterstützen. «Die Leitung des Forstbetriebs ist mit viel administrativer Arbeit verbunden. Weil er wieder mehr als Förster draussen unterwegs sein wollte, hat er sich entschieden, diese Funktion abzugeben», erzählt Fischer, der in seiner Jugend im Handball in der Nationalliga B mit Siggenthal und Zofingen Erfolge feiern konnte.

Er freut sich auf die Arbeit im Team und den Austausch mit den Gemeinden, Ortsbürgern und der Betriebskommission. Doch Fischer weiss auch, dass ihm und seinen Kollegen einige Herausforderungen bevorstehen werden. «Der Klimawandel wird uns künftig stark beschäftigen. Der aktuell milde Winter beeinflusst den Boden. Er ist sehr nass. Wir können zwar Bäume fällen, doch das Holz nicht abtransportieren, weil die schweren Maschinen zu tief absinken und Spuren hinterlassen würden», erklärt Fischer.

Ein weiteres Augenmerk wird der Forstbetrieb auf Neophyten setzen. «An der Lägern breitet sich der Götterbaum aus, weil er sehr anspruchslos bezüglich der Bodenbeschaffenheit ist. So verdrängt er andere aus ökologischer Sicht wertvolle Pflanzen.» Auch der Kirschlorbeer, der vielfach in Privatgärten gepflanzt wurde, wachse ähnlich aggressiv. «Er verbreitet sich über Vögel oder eben auch über Gartenabfälle, die verbotenerweise im Wald landen», so Fischer.

Nachfrage nach Brennholz seit Energiekrise gestiegen

Sein Ziel ist es, eine gute Balance zu finden bezüglich der verschiedenen Anspruchsgruppen, sodass der Wald allen nutze. «Seit der Pandemie bewegen sich noch mehr Menschen im Wald. Sie erfreuen sich an den schönen Bäumen. Doch wir können deswegen nicht ganz auf die Holznutzung verzichten.» Die Nachfrage nach Brennholz habe seit Beginn der Energiekrise zugenommen, sagt Fischer. Zusätzlich beliefert der Forstbetrieb die Gemeinden mit lokalen Holzschnitzeln. Auch die Bedeutung von Holz als nachhaltigem Baustoff nehme zu.

Ein wichtiges Projekt, das Fischer im Sommer in Angriff nehmen wird, ist die Sicherung des Forstnachwuchses. «Wir werden dann einen dritten Lernenden ausbilden. Wir haben wie andere Branchen mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen.» Ein engagierter Lehrbetrieb zu sein, liegt dem Revierförster besonders am Herzen. «Die Lehrzeit ist sehr prägend für die weitere berufliche Laufbahn. Wenn wir den jungen Menschen mit unserer Arbeit etwas mit auf den Lebensweg geben können, ist das sehr schön», sagt Fischer.

Auch in seiner Freizeit bewegt er sich mit seiner Partnerin und seinem Hund Thorin viel im Wald. Das hat mit seiner Leidenschaft für das Jagen zu tun. Anzutreffen ist er dann aber nicht in Wettingen und Umgebung, sondern in seinem früheren Einsatzgebiet im Entlebuch.

Limmattaler Zeitung vom 24. Januar 2023 (Sibylle Egloff)

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