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21. September 2022

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Waldspaziergang mit Förster Muntwyler

Am 25. Juni, einem Samstag, hatte die Naturschutzgruppe zu einem Waldspaziergang mit Förster Peter Muntwyler eingeladen. Die Koryphäe wusste uns mit spannenden Details zu fesseln, zum Beispiel zur natürlichen Abwehrstrategie der Fichten gegen den Borkenkäfer.

Nachdem es am Vortag ordentlich geregnet hatte, trafen sich ca. 20 Mitglieder und Gäste der Naturschutzgruppe am Parkplatz Kindhausen bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen.

Unsere Route führte uns unterhalb des Walhügels in den Wald und über verschiedene Stationen bis zum Schnepfenweiher. An der ersten Station erhielten wir Informationen zur Struktur und Organisation der Forstgebiete in der Schweiz und zu den gesetzlichen Regelungen.

Waldbestände nachhaltig schützen

Peter Muntwyler ist Förster des Forstreviers Heitersberg, das neben Bergdietikon auch die Gemeinden Spreitenbach, Bellikon, Killwangen, Oberrohrdorf und Remetschwil umfasst. Er und sein Team sind für 600 Hektar (ha) öffentlichen und 300 ha Privatwald verantwortlich. Peter führte aus, dass sich der Privatwald im Besitz des Kantons befindet, aber genauso wie der öffentliche Wald von der Bevölkerung genutzt werden kann. Dies ist unter anderem im Waldgesetz von 1876 geregelt.

Mit der zunehmenden Industrialisierung wurde aus den Schweizer Wäldern mehr Holz entnommen, als nachwachsen konnte. Die massiven Rodungen führten insbesondere in den Alpen zu Naturkatastrophen. Der Bundesrat hat damals entschieden, dass unsere Wälder schützenswert sind und Kahlschläge ohne Bewilligung in den Bergregionen verboten werden sollen. Wer Bäume fällen wollte, wurde dazu verpflichtet, auch wieder Bäume aufzuforsten. Mit diesem Gesetz gelang es, die Waldbestände nachhaltig zu schützen. Bis heute muss jeglicher Holzeinschlag genehmigt werden.

Im Mischwald rund um Bergdietikon wachsen Buchen, Spitzahorne, Eichen, Fichten, Föhren und andere Baumarten. Ohne die steuernde Hand des Försters würde die Buche dominieren.

Vielfältiges Leben im Totholz

Auf dem Weg zur nächsten Station lenkte der Förster unsere Aufmerksamkeit auf einige abgestorbene Bäume. Diese verbleiben bewusst im Wald und bilden die Grundlage für weiteres Leben im Wald, so genanntes stehendes Totholz. So ernähren sich Vögel von Insekten und deren Larven, die sich in den abgestorbenen Bäumen eingenistet haben. Aber auch Mikroorganismen und Pilze besiedeln das Totholz über kurz oder lang und tragen zu dessen Zersetzung bei, bis das alte Holz wieder zu wertvoller Erde wird und somit die Grundlage für neues Leben bildet. In einigen Fällen wird das Absterben gesunder Bäume durch das sogenannte Ringeln bewusst herbeigeführt. Dabei wird die Rinde des Baums ringförmig über einige Zentimeter eingeschnitten und damit der Saftstrom unterbrochen. Das heisst, die Versorgung der Krone mit Wasser und Mineralien wird unterbrochen und umgekehrt werden die Abbaustoffe nicht mehr in die Wurzeln transportiert.

An so einem Baum sahen wir dann später auch die Spuren von Spechten. Peter Muntwyler erzählte uns, dass in unserem Wald fast alle Arten von Spechten vertreten sind: Buntspecht, Grünspecht und Schwarzspecht. Allein der Mittelspecht fehlt noch. Er ist ein Indikator für die Balance im Wald und wurde bereits in Oberrohrdorf gesichtet. Es besteht also die Hoffnung, dass er sich auch bald in unserer Umgebung ansiedelt.

Befall durch den Borkenkäfer

Dies führte zur nächsten Frage: dem Befall der Wälder durch den Borkenkäfer. Peter erklärte uns, dass der Borkenkäfer, in unserem Fall der Buchdrucker, nur Fichten befällt, und zeigte uns anhand eines geschädigten Baums und dessen Borke, wie sich das Insekt in den Baum arbeitet und ihn dabei abtötet. Von einem Mittelweg, dem Muttergang, bohrt sich das Käferweibchen nach der Paarung senkrecht entlang des Stamms und legt rechts und links davon seine Eier ab. Dabei entsteht ein Frassbild ähnlich dem eines aufgeschlagenen Buchs.

Die Bäume werden nachhaltig durch die Larven und Jungkäfer geschädigt, die sich zwischen Borke und Splintholz durch den sogenannten Bast fressen. Sie durchtrennen dabei die Leitungsbahnen, die die Bäume mit lebenswichtiger Nahrung und Wasser versorgen. Bei starkem Befall wird auch der Wassertransport in die Kronen so stark gestört, dass der Baum abstirbt.

Der Zyklus einer Borkenkäfergeneration beträgt je nach Witterung 7 bis 10 Wochen, so dass pro Jahr 2 bis 3 Generationen möglich sind. Bei einer Eiablage von bis 200 Eiern pro Käfer kann ein Weibchen, mit den Nachkommen aller Geschwister, in günstigen Jahren bis zu 100’000 Nachkommen erzeugen.

Die Fichten können sich normalerweise gegen den Borkenkäferbefall wehren, indem das Einbohren Harzfluss auslöst, der den einzelnen, zum Testen vorgeschickten Käfer tötet. Greifen jedoch viele Käfer einen Baum an (ab 200 Käfern), kommt die Harzabwehr zum Erliegen. Trockenperioden verringern die Abwehrkräfte zusätzlich, da weniger Wasser für die Harzproduktion zur Verfügung steht.

Der Borkenkäferbefall in unserem Wald ist glücklicherweise nicht gravierend, da wir einen gut durchmischten Wald haben und somit für die Schädlinge kein reich gedeckter Tisch zur Verfügung steht.

Wie geht es unserem Wald?

Laut Förster Muntwyler ist unser Wald noch nicht so stark von der Trockenheit betroffen wie manche Wälder in unseren Nachbarländern. Auch wenn die Jahresmitteltemperatur in der Schweiz seit den 90er-Jahren ebenfalls kontinuierlich steigt, beeinträchtigt dies unseren Wald nicht so stark, wie man annehmen könnte. Peter beschreibt die Trockenheit als eine «Prüfung des Waldes» und somit als eine sportliche Aufgabe, sich den neuen Umweltbedingungen anzupassen.

Auch wenn der durchschnittliche Trinkwasserverbrauch sinkt und somit weniger Wasser aus dem Ökosystem entnommen wird, sinkt jedoch die Fähigkeit des Waldes, Wasser zu speichern. Dies wird mit dem zunehmend lichter werdenden Wald begründet.

Trotz aller aktueller Herausforderungen konnte Peter Muntwyler anhand einer Grafik aber auch aufzeigen, dass die ökologische Qualität des Waldes zunimmt und die Biodiversität steigt. Beim Nachpflanzen junger Bäume wird bewusst auf die Diversität geachtet, um eine grosse Artenvielfalt zu fördern.

Zudem fördert das Forstamt die Bekämpfung von Neophyten – Pflanzen, die bei uns nicht heimisch sind und aus anderen Regionen bzw. Ländern eingeschleppt wurden. Auch wenn manch ein Neophyt schön aussieht, stehen sie mit unseren heimischen Arten in Konkurrenz und verdrängen diese. So ist beispielsweise der Kirschlorbeer ein nicht gern gesehener «Gast» in unseren Wäldern. Er wird durch Vögel, die die Beeren in den Gärten fressen und die Kerne dann im Wald ausscheiden, vermehrt. Um dies zu verhindern, reicht es bereits, die Lorbeerhecke im Garten 1–2 Mal pro Jahr zu schneiden, so dass sich keine Beeren bilden können.

Gemütlicher Abschluss

Den Abschluss unseres Waldspaziergangs bildete wie fast schon immer ein gemütliches Beisammensein am Grill. Aufgrund der bereits schon im Juni recht hohen Waldbrandgefahr durften wir diesen bei unserem Mitglied Alois Hess am Unteren Schöneberg aufstellen. Nach dem über zweistündigen Spaziergang stärkten wir uns bei Würsten und Käse vom Grill. Die Kinder konnten die neuen Geissen bewundern und sich auf dem Spielplatz der Spielgruppe Schlumpfehuus tummeln, und die Erwachsenen führten angeregte Diskussionen über das neu erlangte Wissen.



Für dieses Jahr haben wir noch zwei weitere Veranstaltungen geplant:
  • 29. Oktober: Pilzexkursion
  • Ende November oder anfangs Dezember: Besichtigung des Kehrrichtheizkraftwerks Hagenholz

Die Details zu den Veranstaltungen und zur Anmeldung werden zeitnah auf unserer Webseite www.naturschutzgruppe-bergdietikon.ch publiziert.

Quelle: www.forstpraxis.de/kleines-einmaleins-des-borkenkaefers



Bericht: Naturschutzgruppe Bergdietikon

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