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2. August 2022

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Ex-FCZ-Goalie gibt sein Wissen weiter

Der Bergdietiker Fussball-Goalie Novem Baumann, 26, steigt am 6. August mit YF Juventus in die neue Promotion-League-Saison. Der frühere FCZ-Profi hat in der Privatwirtschaft Fuss gefasst und betreibt zusammen mit Andris Vanins eine Goalieschule.

«Nimm zum Interview die Badehose mit.» Mit einem Schmunzeln verrät Novem Baumann dem Chronisten, dass sich im Garten seines Elternhauses ein Swimmingpool befindet. Ein bisschen Abkühlung könne schliesslich bei dieser Hitze nicht schaden, so der Fussballer. Die Ferien-Textilie blieb schliesslich im Schrank, gemütlich war es im Hause Baumann in Bergdietikon dennoch.

Während gut 90 Minuten plauderte der ehemalige FCZ-Profi gut gelaunt aus dem Nähkästchen und verriet unter anderem, warum er vor elf Jahren nicht nach München zu den Bayern wechseln wollte. Und welche sportlichen Ziele er mit seinem aktuellen Verein YF Juventus in der kommenden Saison in der Promotion League anstrebt.

FCU, Oetwil-Geroldswil – und dann zum FC Zürich

Zuerst jedoch ein kurzer Exkurs in die Vergangenheit. Novem Baumann erblickte am 4. Dezember 1995 als ältester von drei Söhnen eines Schweizers und einer Philippinin das Licht der Welt. Zwei Jahre später zog die junge Familie von Witikon nach Bergdietikon in jenes Einfamilienhaus, das sie immer noch bewohnt. Als Bub spielte Novem beim Nachwuchs des FC Urdorf und bei jenem von Oetwil-Geroldswil. Als er mit Oetwil-Geroldswil in einer Testpartie einmal gegen den FCZ-Nachwuchs, die Letzi-Kids, spielte, lagen die Limmattaler – mit Baumann im Tor – zur Pause mit 1:0 in Führung. Dann wechselte der FCOG den Goalie, und die Stadtzürcher gewannen schliesslich noch mit 12:1. «Nach diesem Spiel wurde ich vom FCZ zu einem Probetraining eingeladen», blickt Baumann rund 15 Jahre zurück. So hat alles begonnen.

In den folgenden Jahren stand Baumann bei den Stadtzürchern immer wieder kurz vor dem Durchbruch, doch ganz klappen wollte dieser nicht. Viermal wurde er in seiner Zeit beim FC Zürich an tiefer klassierte Klubs ausgeliehen, in einem Spiel durfte er in der Challenge League für den FCZ ran, den Cupsieg 2016 erlebte er als Ersatzgoalie mit. Und einmal, am 14. Juli 2020, stand Novem Baumann in der Super League auf dem Platz. Im Heimspiel gegen Basel (0:4-Niederlage) durfte er 90 Minuten lang ran. Trotz 25 Partien in den verschiedenen Schweizer Nachwuchs-Nationalteams wurde nichts aus der ganz grossen Karriere.

«Ich musste mir eingestehen, dass es mir einfach nicht reicht im Profifussball. Immer wieder stand mir ein Konkurrent vor der Nase», sagt Baumann. Die Goalie-Handschuhe aus Frust an die Wand nageln, das kam allerdings nicht in Frage. «Ich liebe diesen Sport zu sehr, als dass ich damit hätte aufhören können.» So schloss er sich im Sommer 2021 YF Juventus aus der Promotion League an. Viermal trainiert die Mannschaft pro Woche, Baumann arbeitet in einem 80-Prozent-Pensum bei einer Versicherung. Auf die Frage, ob er sich eine Rückkehr in den Profifussball vorstellen könnte, sagt er: «Warum nicht? Aber falsche Hoffnungen mache ich mir nicht, der Schweizer Markt für Goalies ist sehr klein.»

Als Baumann im vergangenen Jahr eine Stelle suchte, musste er erkennen, dass in der Privatwirtschaft niemand auf ihnen gewartet hatte. Wohl hatte er eine KV-Lehre absolviert und erfolgreich abgeschlossen, doch das war fünf Jahre her. Auf seinem erlernten Beruf gearbeitet hatte er keine Minute, gleich nach dem Lehrabschluss wurde Baumann Fussballprofi. «Über einen Bekannten kam ich an den Job bei der Versicherung. Es gefällt mir dort, es passt.»

Zum Thema KV-Lehre erzählt Baumann eine interessante Episode. «Als ich 15-jährig war und in der U16-Nati spielte, nahm Bayern München Kontakt auf und wollte mich verpflichten. Stellen Sie sich vor, die grossen Bayern wollten mir, dem kleinen Novem aus Bergdietikon, einen Vertrag geben!» Da legten jedoch Baumanns Eltern ihr Veto ein. «Sie sagten, ich müsse erst die berufliche Ausbildung absolvieren. Zum Glück haben sie das getan.»

Seine Leidenschaft für Fussball lebt Novem Baumann nicht nur bei YF Juventus aus. Seit Beginn dieses Jahres betreibt er zusammen mit Andris Vanins, dem ehemaligen Torwart-Trainer des FC Sion, die Goalieschule «Portero Baumann und Vanins». Interessantes Detail: Der Lette Vanins war damals einer jener Goalies, die Baumann beim FC Zürich vor der Sonne standen. Baumann: «Solche Sachen sind längst vorbei. Wir hatten es immer gut zusammen, auch wenn wir auf dem Platz Konkurrenten waren. Wir sind beide der Meinung, dass Goalie-Sein auch ein Lifestyle ist. Den wollen wir pflegen. Und natürlich unsere Goalies besser machen.»

Angeboten werden in erster Linie Einzeltrainings. Doch mit dem FC Oetwil-Geroldswil und dem FC Mutschellen haben sich bereits erste Vereine die Dienste der beiden Ex-Profis gesichert.

Mit YF Juventus nichts mit dem Abstieg zu tun haben

Mit seinem Team YF Juventus befindet sich Baumann in der Schlussphase der Saisonvorbereitung. Am Samstag, 6. August, geht es in der Promotion League – der dritthöchsten des Landes – mit einem Auswärtsspiel gegen den SC Brühl in St. Gallen los. Letzte Saison kamen die Zürcher im 16er-Feld nur auf Rang 14 und mussten den Umweg über die Abstiegsrunde nehmen. Und dieses Mal, Novem Baumann? «Erstes Ziel ist, dass wir möglichst wenig mit dem Abstiegskampf zu tun haben.» Ein erster Punktgewinn am kommenden Samstag in der Ostschweiz wäre da zweifellos sehr willkommen.

Limmattaler Zeitung vom 30. Juli 2022 (Ruedi Burkart)

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