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vorheriger Bericht zurück zur Liste nächster Bericht7. März 2022
Ein Doktor übernimmt beim FC Dietikon per sofort
«Wir wollen den Erfolg um jeden Preis»: Klare Worte von Claudio Lorenzet. Der 62-jährige Bergdietiker Hausarzt ist seit 1. März Präsident des interregionalen 2.-Ligisten FC Dietikon. Er löste den bisherigen Boss Renato Casanova ab.
Überraschendes gibt es von den Dietiker Fussballern zu berichten. Nach einer brieflich durchgeführten ausserordentlichen Generalversammlung und anschliessender Wahl übernimmt der Arzt Claudio Lorenzet die Führung per sofort von Renato Casanova. Nun hat jemand das Sagen, für den es nur eines gibt: die Rückkehr in die 1. Liga. Lorenzet sagt kompromisslos: «Wir wollen Erfolg um jeden Preis.» Es ist auch eine Ansage an Cheftrainer Daniel Tarone: Misserfolg im Aufstiegskampf ist nicht vorgesehen.
Am vergangenen Samstag, anlässlich des Testspiels gegen Urdorf (5:1-Sieg für den FCD), machte sich Lorenzet auf der Dornau ein Bild der Mannschaft. Damals war er noch nicht der neue Chef, die Wahl lief bis am Montag, 28. Februar. Dennoch posierte Lorenzet vor dem grossen FCD-Logo beim Garderobengebäude.
Lorenzet plauderte aus dem Nähkästchen. Ja, sagte er zum Chronisten der «Limmattaler Zeitung», er freue sich auf die neue Aufgabe beim 1908 gegründeten Klub. Und nein, er wolle seine Wahl nicht am nächsten Tag in den Medien lesen. Zuerst müsse man die Vereinsmitglieder informieren.
Dass der FC Dietikon seit vergangenem Dienstag einen neuen Präsidenten hat, überrascht. Schliesslich orientierte der bisherige Boss Renato Casanova im letzten Dezember seine Vorstandskollegen darüber, dass er per Generalversammlung 2022 im September nach vier Jahren zurücktreten wolle.
Der FCD steht also ab sofort unter neuer Führung. Er sei keiner, der das Rampenlicht suche, stellt Lorenzet klar: «Die Gründe dafür, dass ich jetzt Präsident bin, sind rein sportlicher Natur. Ich versuche, mit den beiden ebenfalls neuen Führungspersönlichkeiten Andreas Wyss und Erich Müller, das Bestehende zu optimieren respektive weiterzuentwickeln.» Damit meint Lorenzet, dass man auf positive Impulse setzen wolle und sich davon «einen Schub» verspreche.
Auch und vor allem in Bezug auf mögliche neue Sponsoren. «Ohne finanzielle Unterstützung durch die vielen treuen Supporter und Sponsoren hat ein Verein von der Grösse des FC Dietikon mit seinen rund 1000 Mitgliedern heute keine Überlebenschance mehr», sagt der neue starke Mann. Man brauche die Unterstützung der Fans, der Bevölkerung, der Sponsoren sowie der lokalen Behörden. «Damit der FCD zum Aushängeschild unserer schönen Stadt wird», so Lorenzet.
Der Vater von 18-jährigen Zwillingen betont, dass sein Entscheid, beim FC Dietikon einzusteigen, nichts mit der Person oder der Arbeit von Renato Casanova zu tun habe. Lorenzet: «Renato hat bis anhin ausgezeichnete Arbeit geleistet.» Interessantes Detail: Lorenzet, er gehörte lange Jahre als Supporter dem «FCD 2000» an, wurde bereits vor vier Jahren vom damaligen Präsidenten Thomas Roth für dessen Nachfolge angefragt. «Nach den ersten Gesprächen mit Thomi und dem Vorstand zog ich mein Interesse zurück, da unsere Meinungen bezüglich Neuausrichtung und Zielsetzungen zu stark divergierten», so Lorenzet. Stattdessen übernahm Casanova.
Vier Jahre später ist die Zeit reif für Lorenzet und seine Ideen. Auf die Frage, ob die Rückkehr in die 1. Liga diesen Frühling das grosse Ziel ist, sagt er nur: «Ja, unbedingt. Alles andere hat im Leistungssport keinen Platz. Wir wollen den Erfolg um jeden Preis.» Weil die Spielklassen im Amateurfussball reformiert werden, reicht heuer in der 2. Liga inter auch ein zweiter Schlussrang für die Promotion. Schliesslich, so der neue Boss, sei der FC Dietikon ein Traditionsverein, der einen festen Platz in der 1. Liga haben müsse.
Der Ex-Präsident sieht es als «Sechser im Lotto»
Und was sagt Renato Casanova zu seinem vorzeitigen Abgang? Der Ex-Präsident meldet aus seinen Ferien auf Teneriffa: «Ich habe nie an diesem Job gehangen und habe gerne die Türe aufgemacht für die neue Führung.» Dass Lorenzet mit Andreas Wyss und Erich Müller jetzt das Sagen habe, sei für ihn, Casanova, «fast wie ein Sechser im Lotto». In erster Linie finanziell, schliesslich kämen bei einem allfälligen Aufstieg in die 1. Liga gewisse Investitionen in die 1. Mannschaft auf den Verein zu. Casanova hegt keinen Groll gegenüber dem FC Dietikon – im Gegenteil. «Ich werde auch weiterhin gerne im Verein mitarbeiten. Der FCD ist mein Klub, ich werde auch künftig auf der Dornau anzutreffen sein.»Limmattaler Zeitung vom 3. März 2022 (Ruedi Burkart)