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14. Februar 2022

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Hasenbergturm macht Egelsee bekannter


Ursprünglich und friedlich lockt der Egelsee viele Menschen auf den Berg – manche stellen Dummheiten an. Der Aufseher des Bergdietiker Naturschutzgebiets hat viel Arbeit. 228 Rundgänge machte er 2021. Das jüngste Problem sind Elektro-Töffs.

Autos, illegale Fischer und nackte Tatsachen: Ruedi Vogel hat am Egelsee schon viel gesehen. «Das Coronavirus hatte auch im Jahr 2021 unser Naturschutzgebiet fest im Griff», schreibt der Aufseher in seinem jüngsten Jahresbericht. Die Pandemie-Einschränkungen sind für den Bergdietiker See eine Belastung, da sie einen Ausflug dorthin noch attraktiver machen.

«Ein neues Problem sind die Elektro-Töffs, teils sogar mit Anhänger», schreibt Vogel. Was auf den Strassen und Trottoirs im Tal unten schon länger für rote Köpfe sorgt, verbreitet sich nun also auch am Berg oben.

Auch wegen Pferden muss der Egelsee-Aufseher immer wieder einschreiten. «Eine Reiterin ist zu Fuss mit ihrem Pferd im Schutzgebiet unterwegs. Nach meinem Hinweis über das Verbot hatte sie viele Ausreden parat. Ich verwarnte sie und schickte sie zurück», notierte Ruedi Vogel zum Beispiel zu seinem Rundgang am 13. Mai um 18 Uhr. Auch wegen Velofahrern muss Vogel einschreiten, da sie zum Teil die offiziellen Wege verlassen, was nicht erlaubt ist.

Obgleich Vogel den richtigen Ton trifft – meistens zeigen sich die Leute einsichtig –, muss er sich auch oft Ausreden anhören. So auch am 20. Juni um 10 Uhr. Eine Spaziergängerin meldete ihm, dass beim See vier Autos stünden. «Als ich beim Egelsee ankam, sah ich die vier Autos mit St. Galler Nummern. Eine Frau kam auf mich zu und sagte, dass sie ein Fotoshooting machen», notierte Vogel. Er klärte sie über das Fahrverbot auf. «Sie meinte, dass sie sehr kurzfristig planten und niemanden erreichen konnten.» Vogel schickte die fünf Frauen und drei Männer weg – zum Altersheim im Bergdietiker Ortsteil Kindhausen. Dort machten sie dann Bekanntschaft mit der Polizei. Insgesamt fünfmal traf Vogel letztes Jahr Autos im Schutzgebiet an und meldete sie der Polizei. Hinzu kommt eine Dunkelziffer.

Die St. Gallerinnen zeigen, dass die Gäste längst nicht nur aus dem Limmattal oder vom Mutschellen kommen. Ein weiteres Beispiel notierte Vogel am 10. September: «Eine Schulreise aus Reinach AG ist zu Besuch. Ich fragte den Lehrer, wie er auf den Egelsee aufmerksam geworden ist. Er sagte mir, dass er einen Bericht im ‹Migros-Magazin› über den Egelsee gelesen hat.» Das Magazin des orangen Riesen hatte in einem Bericht vom 2. August «Geheimtipps» zu neun weniger bekannten Badeseen im Land veröffentlicht.

Neben Berichten in nationalen Publikationen sorgt seit letztem Jahr auch der nahe Aussichtsturm auf dem Hasenberg in Widen für mehr Touristen. Der 40 Meter hohe Turm mit 210 Treppenstufen wurde am 1. August im Rahmen eines dreitägigen Fest durch den Aargauer Regierungsrat Alex Hürzeler offiziell eröffnet. Wegen des Turms beobachtet Vogel «mehr Vereine, Wandergruppen, Schulreisen und anderen Organisationen», die den Egelsee als Ausflugsziel entdecken.

«Eine Riesensauerei beim Sprungturm»

Auch das Gummiboot-Verbot, die Leinenpflicht für Hunde und die Abfall-Regeln wurden 2021 missachtet. Ein besonders krasser Fall ereignete sich am letzten Mai-Wochenende – so notierte Vogel am Sonntagmorgen um 7 Uhr: «Ich finde beim Sprungturm eine Riesensauerei vor und verbringe 30 Minuten mit aufräumen.» Notizen wie diese gehören – leider – zu den Klassikern in Vogels Jahresberichten. Natürlicher war da der Anblick, der sich Vogel am 18. November um 17.30 Uhr präsentierte: «Zwei junge Damen standen nackt auf dem Steg.» Sie reagierten relativ gelassen. «Ui, ui, ui», meinte die eine. «Ich sagte nur, sie sollen vorsichtig sein, das Wasser sei nicht mehr so warm und im Wasser lauerten Krebse», notierte Vogel.

Genauso mussten sich aber die Krebse in Acht nehmen; am 27. August ging der Fischerverein Egelsee auf Krebsfang. «Der Fang fiel eher klein aus mit 68 Tieren», notierte Vogel. Hin und wieder trifft er auch Fischer an, die nicht zum Verein gehören und somit illegal sind. Zum Beispiel zwei Burschen am 4. August um 18.30 Uhr: «Sie liessen sich auf eine längere Diskussion ein, verliessen dann aber das Schutzgebiet.» Anders verlief es am 22. Mai: «Ich ertappe einen illegalen Fischer beim Mittelsteg. Er sieht sein Fehlverhalten ein und verlässt den Egelsee.»

Wie vielerorts im Limmattal ist beim Bergdietiker Naturjuwel neben Littering auch Vandalismus zu beklagen – und zwar der gefährlichen Sorte: «Die Tafel mit dem Rettungsring ist abgerissen und in den See geworfen worden. Ich frage mich, was sich diese Person während dieser Tat gedacht hat.» In solchen Situationen kann sich Vogel jeweils auf das Team vom Werkhof der Gemeinde Bergdietikon verlassen. Sie haben «alles wieder tipptopp in Ordnung gebracht».

«Hilfe, mir suufed i!»

Schadenfreude könnte bei den einen oder anderen aufkommen, wenn sie lesen, was sich Vogel am 15. Oktober um 18.30 Uhr notiert hat, als zwei Nordic-Walkerinnen eine illegale Abkürzung durch das Schilfgebiet nehmen wollten. «Sie riefen: ‹Hilfe, mir suufed i!› Ich rief ihnen, dass sie zurückgehen sollten und dies sowieso verboten sei. Ich sah sie, teils auf allen vieren, zurückkraxeln.»

Auch Romantik registrierte Vogel. So etwa am 30. Oktober, als um 13 Uhr ein junges Brautpaar von Bellikon her zu Fuss an den Egelsee kam, um beim mittleren Steg schöne Erinnerungsfotos zu schiessen.

Nach Gewittern war der Auslauf verstopft

Aussergewöhnliches passierte auch im Juli, als der viele Regen und heftige Gewitter das Limmattal in Atem hielten und die Limmat über die Ufer trat. Am 16. und 17. Juli verstopfte Schwemmholz den Auslauf des Egelsees, das Wasser konnte nicht mehr richtig abfliessen. Der Platz beim Sprungturm war unter Wasser. Mit Traktor und Kranwagen wurde der Auslauf vom Holz befreit. «So konnte ein grösserer Schaden verhindert werden», hält Vogel fest.

Das alles sind einige speziellen Ereignisse, die Vogel auf seinen total 228 Rundgängen 2021 protokolliert hat. Die Gespräche mit den Besucherinnen und Besuchern des Bergdietiker Bijous sind oft positiv. «Viele Leute sagen mir: ‹Das isch scho en schöne Fläcke Erde›», schreibt Vogel in seinem Jahresbericht. Er ist der Mann, der viel dazu beiträgt, dass diesem schönen Flecken Erde Sorge getragen wird.

Limmattaler Zeitung vom 12. Februar 2022 (Text + Bild: David Egger; das Foto stammt vom 24. August 2021)

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