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vorheriger Bericht zurück zur Liste nächster Bericht2. September 2021
Die Kirche feiert ihren 60. Geburtstag nach
Seit 1961 haben die reformierten Bergdietiker ihr eigenes Gotteshaus. Darum waren für den 29. August einige Überraschungen geplant.
Dieser Bericht wurde nachträglich ins Netz gestellt. Die Veranstaltung ist bereits vorbei.
Kein Festgottesdienst, kein Kinderevent und kein gemeinsames Mittagessen: Die reformierte Kirche Bergdietikon beging im Mai in aller Stille ihr 60-jähriges Jubiläum. Was im Frühling der Pandemie zum Opfer fiel, soll nun am Sonntag mit einem Festgottesdienst nachgefeiert werden. «Wir erwarten bei schönem Wetter zwischen 50 und 100 Personen», sagt Emanuel Memminger, Pfarrer der reformierten Kirche. Bei schlechtem Wetter werden es wohl weniger Besucher sein. Doch auch dann werde das Fest durchgeführt. Anschliessend an den Festgottesdienst findet ein gemeinsames Grillieren statt. «Überdies sind einige kleine Überraschungen während und nach dem Gottesdienst geplant. Diese werden die ganze Familie unterhalten», sagt Memminger.
Ein Geschenk machte sich die reformierte Kirche bereits im Frühling. Damals wurde die Heizsteuerung im seit 1961 bestehenden Gebäude erneuert und die Beleuchtung auf energiesparende LED-Lampen umgestellt. Das sei einerseits ein pragmatischer Entscheid gewesen, um Kosten zu sparen, und entspreche andererseits auch der Ideologie der Kirche, sagt Memminger. «Es ist der Kirchenpflege wichtig, den ökologischen Fussabdruck unserer Kirche zu verringern. Das wollen wir nun Schritt für Schritt angehen.»
Weniger Mitglieder, aber gleich viele Kirchgänger
Memminger ist bereits seit zwölf Jahren im Amt in Bergdietikon. In dieser Zeit hat er einige Veränderungen erlebt. «Von den Personen, die bei meinem Stellenantritt in der Kirchenpflege waren, ist heute niemand mehr dabei», sagt er. Doch er habe mittlerweile ein neues Team, das gleichermassen motiviert sei. Die Zahl der Kirchgängerinnen und Kirchgänger sei gleichgeblieben. «Über diese Konstanz freue ich mich sehr», sagt er.Was ihm jedoch Sorgen macht, sind die Gemeindemitglieder. Denn die Anzahl reformierter Kirchenangehöriger ist in Bergdietikon, wie in den meisten anderen Kirchgemeinden, geschrumpft. Memminger sagt: «Wir sind sicherlich rund 150 Personen weniger als vor zehn Jahren. Das wird uns mittelfristig stark beschäftigen müssen.»
Die Pandemie habe einen besonderen Einfluss auf die gut besuchten Gottesdienste, etwa bei Abdankungen. «Bei grösseren Abdankungen müssen wir für einen Teil der Gemeinde eine Übertragung ins Freie organisieren», sagt Memminger.
Doch gerade die Pandemie sieht Memminger als Chance, damit die reformierte Kirche ihre Qualitäten zeigen kann. Er sagt: «Ich hoffe, dass unsere Kirche allfällige Spaltungen und Verwerfungen, die gerade durch die Pandemie in unserer Gesellschaft verstärkt werden, heilen und überbrücken kann. Ich denke, dass die christliche Botschaft hier tatsächlich eine Möglichkeit bietet, Brücken zu bauen.»
Die Kirchgemeinde ist seit 1984 eigenständig
Für die nächsten zehn Jahre wünscht er sich, dass die Kirche ein Ort ist, an dem sich Menschen verschiedenster Herkunft, Prägung und Ausrichtung wohlfühlen, aber auch herausgefordert werden. «Herausgefordert durch die Botschaft von einem Gott, der jeden Menschen bedingungslos annimmt und menschlichen Wert ganz anders definiert, als wir das in unserer Leistungsgesellschaft gewohnt sind», sagt Memminger.Es war ein langer Weg, bis Bergdietikon eine eigene Pfarrstelle erhielt. Bis 1940 gehörte Bergdietikon zur Kirchgemeinde Dietikon-Urdorf. Anschliessend war die Kirchgemeinde Teil der reformierten Kirche Spreitenbach, die aus den beiden Teilkirchgemeinden Spreitenbach-Killwangen und Bergdietikon bestand. Seit dem Jahr 1961 feiern die Bergdietiker ihre Gottesdienste in der eigenen, vom Architekten Walter Zschokke entworfenen Kirche. Es sollte aber noch bis 1982 dauern, ehe Bergdietikon einen eigenen Pfarrer erhielt. Seit 1984 ist Bergdietikon eine eigenständige Kirchgemeinde.
«Die Zeit wäre reif für eine erste Pfarrerin»
Die Kirche verändere sich noch immer, sagt Memminger. So seien beispielsweise mehr Familien zugezogen. Deshalb denkt der Pfarrer über einen Schwerpunkt in der Familienarbeit nach. Zudem liegt ihm auch die Frauenfrage auf dem Herzen. Er sagt: «Ich denke, dass nach meinem Engagement die Zeit reif wäre für eine erste Pfarrerin in dieser Gemeinde.» Ob dies noch vor dem nächsten grossen Jubiläum der Gemeinde geschehen wird, bleibt offen.Geburtstagsfeier am Sonntag
Der Festgottesdienst startet am Sonntag, 29. August, um 11 Uhr in der reformierten Kirche Bergdietikon. Anschliessend wird gemeinsam grilliert.Auch die Katholiken nutzten die Kirche
Die Bergdietiker Katholiken erlebten ebenfalls einige Zugehörigkeitswechsel. So gehörten sie anfänglich zur Kirchgemeinde Dietikon. Nach einer kurzen Zugehörigkeit zur Kirchgemeinde Spreitenbach wurden die römisch-katholischen Gläubigen 1862 der Pfarrei Berikon zugeteilt. Im Jahr 1964 wurde Bergdietikon gemeinsam mit Rudolfstetten zu einer eigenen Pfarrei erhoben, verblieb aber landeskirchlich weiterhin in der Kirchgemeinde Berikon-Rudolfstetten-Bergdietikon. 1983 zog der letzte Priester als Pfarrer von Rudolfstetten weg. Aufgrund des Priestermangels wird die Pfarrei seither von nicht geweihten Theologen wie dem heutigen Pfarreiseelsorger Michael Jablonowski betreut. «Aussenstehende merken kaum, dass wir keine eigene Pfarrstelle haben», sagt Robert Weinbuch. Er leitet den Pastoralraum am Mutschellen. Trotz der Zugehörigkeit zum Pastoralraum sei die Seelsorge der Gemeinde aber sehr eigenständig. Zudem arbeitet die katholische eng mit der reformierten Kirche zusammen. Bis 2017 hatten die Katholiken am Samstagabend als Mieter Gastrecht in der reformierten Kirche Bergdietikon. Aufgrund von pastoralen und finanziellen Überlegungen kündete die katholische Kirchgemeinde dann aber das Mietverhältnis. Seitdem finden die Gottesdienste im Pfarreizentrum Bergli () im Schlittental statt. Ökumenische Angebote wie Seniorennachmittage, Bildungsabende und regelmässige Morgenandachten, die in dieser Zeit entstanden, bestehen aber heute noch.Limmattaler Zeitung vom 28. August 2021 (Lydia Lippuner; Bild: zVg)