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vorheriger Bericht zurück zur Liste nächster Bericht28. November 2020
Dank schmerzhafter Abwahl wieder Zeit fürs Golfen
Paul Meier ist seit 28 Jahren im Vorstand der Dorfgemeinschaft Bergdietikon. 16 Jahre lang war er im Gemeinderat.
Der 1947 geborene Paul Meier wuchs auf einem Bauernhof in Kilchberg auf. «Am Mittwochnachmittag ging es auf Hof und Feld anstatt auf den Fussballplatz. Auch Kino gab es nicht. Ich finde es gut, dass meine Mutter und mein Vater mir eine gewisse Erdung mitgegeben haben», sagt Paul Meier, welcher den Hof als ältester Sohn eigentlich hätte übernehmen sollen.
Doch schon früh war ihm klar, dass ihn Reisen und das Ausland mehr interessieren als die heimische Scholle. Mit dem Handelsschuldiplom im Sack ging er auf Jobsuche und wurde beim Unternehmen Gebrüder Volkart in Winterthur fündig, wo man ihm versprach, nach einem zweijährigen Praktikum in der Administration für sie nach Indien gehen zu können. Das Praktikum lief gut. Aber mit Indien klappte es nicht, weil er kein Arbeitsvisum bekam. Volkart hatte jedoch für eine Alternative gesorgt und schickte ihn nach New York, wo Paul Meier 17 Jahre lang in verschiedenen Funktionen tätig war, beispielsweise im Backoffice des Kaffeehandels sowie beim Aufbau einer Derivatabteilung, die er bis 1985 führte.
In New York lernte der Bauernsohn auch seine grosse Liebe Eveline kennen, mit welcher er inzwischen 47 Jahre verheiratet ist und zwei erwachsene Kinder hat. Beide haben das Reisevirus ihrer Eltern geerbt und leben derzeit auf Spitzbergen. Lange Zeit genossen Eveline und Paul ihr Yuppie-Leben in New York, aber als es ihren Eltern nicht gut ging und Evelines Vater verstarb, beschlich beide Wehmut und sie beschlossen, in die Schweiz zurückzukehren.
Die Derivatabteilung der heutigen UBS aufgebaut
Paul Meier fand einen neuen Job bei der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG, heute UBS), wo er im Aufbau der Derivatabteilung für Finanzprodukte mitwirkte und in der bankinternen Schulung aktiv war. «In Bergdietikon fanden wir ein neues Zuhause in wunderbarer, ruhiger Wohnlage. Wir fühlten uns schnell wohl. Nicht zuletzt dank der von der Dorfgemeinschaft organisierten Anlässe, die wir rege besuchten. Schnell sprang ich als Helfer ein, und als 1992 ein Kassier gesucht wurde, machte ich gerne mit», erinnert sich Meier. Mitanpacken liegt in der Familie: Meiers Vater war in Kilchberg Feuerwehrkommandant, in der Rechnungsprüfungskommission und im Gemeinderat. Und auch der Grossvater war politisch aktiv.Seit 20 Jahren präsidiert Paul Meier nun schon die Dorfgemeinschaft Bergdietikon, wobei der zeitliche Aufwand für den Vorstand recht gross ist. Dieser ist jedoch breit abgestützt und hilft sich gegenseitig enorm. «Unsere Anlässe werden super durchgeführt und im Vorstand klappt es sehr gut, sodass es für mich kein Problem ist, weiterzumachen», sagt der 72-Jährige, der 1993 in den Gemeinderat gewählt wurde, welchem er 16 Jahre angehörte. Vier Jahre davon war er Vize-Ammann und weitere vier Jahre Ammann. Danach wurde er abgewählt. Trotz guter Leistung, wie er findet. Denn er habe die Gemeinde mit 14 Millionen Franken Schulden übernommen und schuldenfrei an seinen Nachfolger übergeben. Auch die Werke seien auf guten Beinen gestanden. Für die Schule und Tagesstrukturen sei viel getan worden.
«Die Abwahl hat mir sehr wehgetan. Aber aus allem Negativen erwächst auch Positives: Denn zur selben Zeit erfolgte meine Pensionierung und ich bekam endlich mehr Zeit für meine Familie, die oft zu kurz gekommen war. Auch mit dem Golfen konnte ich wieder beginnen», erinnert sich Paul Meier, der bilanziert, dass er im Leben letztendlich viel Glück gehabt hätte. «Aber in den Schoss gefallen ist mir nichts. Ich habe immer hart gearbeitet.»
Limmattaler Zeitung vom 26. November 2020 (Margret Stöcklin)