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12. Juni 2020

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Wenn ein Virus die Schule schliesst

Die Schulschliessung traf das Bergdietiker Team nicht unerwartet, und doch wurden im Nachgang an den geschichtsträchtigen 13. März sowohl die Lehrpersonen als auch die Schülerinnen und Schüler in eine etwas unwirkliche Wirklichkeit geworfen. Claudia Bertino berichtet.

Schon vor dem 13. März 2020, dem Tag, als der Bundesrat die Schliessung der öffentlichen Schulen in der Schweiz bekanntgab, nahm das Thema «Corona» viel Raum im Lehrerzimmer der Primarschule Bergdietikon ein. Man spürte eine allgemeine Verunsicherung, viele Fragen und Spekulationen kamen auf. Wird es überhaupt in der Schweiz jemals so weit kommen, dass die öffentlichen Schulen tatsächlich für längere Zeit geschlossen bleiben? Wie sollen die Schüler in dieser Zeit unterrichtet werden, ohne dass sie dafür den Schulweg unter die Füsse nehmen müssen? Welcher Lernstoff kann mit diesem eingeschränkten Unterricht überhaupt sinnvoll behandelt werden? Wie sieht es mit der Handhabung von Prüfungen und Noten aus? Fragen über Fragen. Ich selber war mir sehr sicher, dass eine absolute Schulschliessung nicht stattfinden würde. Ich habe Tschernobyl, die Schweinegrippe, Sars, den Rinderwahnsinn etc. miterlebt, und die Frage, ob die Schulen in der Schweiz geschlossen bleiben würden, kam bei keiner dieser Gefahren je auf.

Schnelle Reaktion gefragt

Nachdem am Freitagnachmittag des 13. März der Bundesrat verkündete, dass alle Primarschulen in der Schweiz vorerst bis zum 11. Mai geschlossen bleiben würden, galt es für die Schulleitung und Schulpflege, schnell zu agieren. Gleichentags um 16.09 Uhr erhielten alle Lehrpersonen das erste Mail der Schulleitung und etliche folgten bis am Montag noch nach. Es wurden Taskforce-Gruppen gegründet. Einige Lehrpersonen mussten zum Beispiel sämtliche Lehrmittel aus den Fächern Mathematik und Deutsch einscannen, andere hatten die Aufgabe, das beste Lernprogramm und den effizientesten Kommunikationskanal für die Schule Bergdietikon zu evaluieren, und wieder andere mussten sich um die Betreuung der Kinder, welche nicht zu Hause bleiben konnten, kümmern.

Alle Klassenlehrpersonen stellten das von ihren Schülern und Schülerinnen benötigte Material für die nächsten drei Wochen bereit. Die Anweisungen der Bildungsdirektion des Kantons Aargau verlangten, dass bis zu den Frühlingsferien der bisherige Lernstoff repetiert wird und kein neuer Lernstoff eingeführt werden darf. In dieser Zeit fanden auch die ersten Lehrersitzungen per Videochat statt.

Das Internet am Anschlag

Nach den Frühlingsferien begann die eigentliche Herausforderung für uns Lehrer: der eigentliche Fernunterricht. Nun galt es, neu zu erarbeitenden Schulstoff so an die Schüler weiterzuleiten, dass diese das Thema verstehen und diesbezügliche Aufgaben selbstständig lösen konnten. Die Schule Bergdietikon entschied sich für die Lernplattform «Learningview» – eine gute Entscheidung, wie sich im Lauf des Fernunterrichts herausstellte. «Learningview» ist eine digitale Lernplattform, welche die pädagogische Hochschule Schwyz mitentwickelt hat und somit genau auf das digitale Lernen von Primarschülern abgestimmt ist. Genau wie die Schüler mussten wir Lehrpersonen uns zuerst mit diesem neuen Programm und dieser neuen Art von Unterricht auseinandersetzen. Die jede Woche regelmässig stattfindenden Videochats mit den Schülern waren vor allem am Anfang eine Herausforderung, da nicht nur Bergdietikon auf digitales Lernen umgestattelt hatte, sondern die ganze Schweiz. Vor allem in der Anfangszeit war das Internet ab und zu am Anschlag, weshalb die Lehrpersonen oft zu Randzeiten neue Aufgaben oder Korrekturen bearbeiteten mussten.

Mir persönlich fehlte während der ganzen Zeit der persönliche Kontakt zu den Schülern. Als die Schule am 11. Mai ihre Tore wieder öffnete, hörte ich von vielen Schülern, dass sie froh seien, wieder zur Schule gehen zu dürfen. Ein Drittklässler schrieb in seinem Tagebuch: «Meine Mutter unterrichtet mich jetzt. Sie ist aber viel zu streng und sie ist oft ungeduldig mit mir. Ich möchte lieber wieder in die Schule.» Ein anderer Schüler schrieb: «Meine Mama ist doch meine Mama und keine Lehrerin!»

Ich denke, diese spezielle Zeit hat von uns allen – ob Schüler und Schülerinnen, ob Lehrpersonen oder Eltern – ausserordentlichen Einsatz und alternative Massnahmen verlangt. Und wer weiss, vielleicht erfährt der Beruf des Lehrers durch diese Pandemie wieder ein wenig mehr Achtung. Wünschenswert wäre dies allemal!

Claudia Bertino

Bild: Adobe Stock



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