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20. November 2019

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Eine Galerie sprüht vor Sinneslust

Die neue Ausstellung in der Kunstgalerie Bachlechner in Bergdietikon ist sinnlich, skurril und wild. Mit seiner Lesung zu Beginn der Vernissage zog Martin Schinagl die Zuhörerinnen und Zuhörer in seinen Bann.

«Erotik wird nur in manchen Häusern zensiert – anderswo zeigt man sie ungeniert. Es ist eine Frage der Selbstzensur – manche Leute sind halt stur. Doch in anderen Häusern blüht die Erotik überall, und zwar in vollem Knall», sagt Martin Schinagl, Schriftsteller, Filmemacher und Dichter.

Eines dieser besagten Häuser, in denen es zurzeit nur so vor Sinneslust sprüht, ist die Bergdietiker Kunstgalerie Bachlechner. Am Samstagabend eröffnete dort das Galeristenpaar Hanns und Béatrice Bachlechner mit einer spektakulären Vernissage die Ausstellung «Erotik in der Kunst», an der die Werke nationaler sowie internationaler Kunstschaffender bis zum 26. Januar 2020 bewundert werden können.

Der Abend begann mit Schinagls Lesung 15 verschiedener Kurzgeschichten aus dem Buch «Adam + Eva – Erotische, irrwitzige und amüsante Satiren aus 100+1 Nacht» des Bünder Erzählers Silvio Hosang, das von Stephan Dietlicher illustriert wurde. Teils völlig ausser sich, teils lustvoll, teils spöttisch erzählte der Kärntner Schinagl mit grosser Inbrunst vom Schamhaarhandel auf dem Schwarzmarkt, vom Karussellpferd als Frauentraum und von Adam und Eva, die aus Fleischeslust dem Paradies selbstbestimmt den Rücken zukehren, weil es dort alles ausser Geschlechtsverkehr gebe.

Viele Künstler haben Erfahrung mit Zensur

Gekonnt zog Schinagl mit seiner rhetorischen Brillanz die Zuhörerinnen und Zuhörer in seinen Bann. Manch einem entfuhr ein erstaunter, belustigter Ausruf der Erkenntnis, anderen ein leises Gekicher. Nach der spannenden Darbietung konnten sich Kunstschaffende und Besucher bei Speis und Trank austauschen. Dabei nahm das Thema Zensur eine wichtige Rolle ein. Denn viele der rund 20 Ausstellenden haben in ihrer Laufbahn schon Erfahrungen mit Zensur gemacht.

«Heute dürfen wir praktische keine nackten Frauen mehr darstellen», sagte Galerist Hanns Bachlechner. Dabei gebe es einen Unterschied zwischen Pornografie und erotischer Kunst, die etwas Ästhetisches sei. Er freue sich deshalb umso mehr, dass so viele Kunstinteressierte angereist seien und die Ausstellung geniessen. Auch Künstler Wolfgang Gottfried Kirisits aus Lenzburg sieht ein Problem: «Es kommt nun immer häufiger vor, dass Kunstschaffende sofort als sexistisch bezeichnet werden, wenn sie eine Vulva malen. Dabei ist die Vulva etwas Wichtiges, Schönes und Natürliches.»

Frauen werden oft übersexualisiert

Die Künstlerin Ermenegilda Müller aus Lausanne sagte, dass Künstlerinnen anders als Künstler an das Thema Erotik herangehen würden: «Sie zeigen ihre eigene Verwundbarkeit und die Nacktheit ihres Körpers.» Weil Frauen heute oft übersexualisiert würden, möchte sie sich nun mehr der Männlichkeit in der Erotikkunst widmen. Diese sei bisher sehr wenig thematisiert worden.

Bis Ende Januar 2020 können die Kunstwerke noch begutachtet werden. Zudem bietet die Galerie Bachlechner ein Chalet auf Rädern für sechs Personen an, das man für einen Fondue- oder Raclette-Abend reservieren kann. Ab dem 30. November werden darüber hinaus 24 Künstlerinnen und Künstler einen Adventskalender erschaffen, der ebenfalls ausgestellt wird.

Limmattaler Zeitung vom 18. November 2019 (Liana Soliman)

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